Nachgefragt
: „Befreiungsschlag“

■ SPD-Beiratsmitglied Siemer über die Abrißpläne für das Neustädter Freizi

Für seine Pläne, das nach einem Brand zerstörte Freizeitheim an der Thedinghauser Straße in der Neustadt abzureißen und dort Altenwohnungen zu bauen, wird der zuständige Leiter im Amt für Soziale Dienste Süd jetzt im Stadtteil angefeindet. Friedhorst Kriebisch wolle damit nur SPD-Wählerklientel bedienen, so der Vorwurf. Die taz wollte wissen, was SPD-Beiratsmitglied Heinz Siemer zu den Vorwürfen und Plänen sagt.

taz: Sind die Vorwürfe berechtigt?

Heinz Siemer, SPD-Beiratsmitglied im Ortsbeirat Neustadt: Der Amtsleiter hat seine Pläne auf einem Ortsbesuch von SPD-Deputierten vorgestellt. Das ist richtig. Damit hat er aber nur die allgemeine Beiratsmeinung wiedergeben.

Beiratssprecherin Imke Peter (CDU) ist da anderer Meinung: Als die SPD-Deputierten informiert wurden, soll der Beirat noch gar nicht Bescheid gewußt haben.

Der Beirat hatte einen Wiederaufbau des Freizis beschlossen. Vor kurzem waren die neuen Pläne aber Thema im Bauausschuß des Beirates. Der hat beschlossen zu prüfen, ob das Freizeitheim mit der auf dem Gelände ansässigen Altentagesstätte zu vereinen und zu einem modernen Zentrum für alte Leute auszubauen ist.

Wieso plötzlich der Beschluß zum Abriß?

In diesem Freizeitheim waren Jugendliche, die andere Jugendgruppen wie Platzhirsche verdrängt haben. Es hat keinen Sinn, ein Heim zu halten, wenn das nicht entsprechend vom Personal begleitet wird.

Dann gehen Sie aber mit der Brechstange vor: Schnell abreißen, weil das Ihrer Meinung nach mit den Kids nicht klappt. Und daran waren eben nur die SozialarbeiterInnen schuld.

Der Grundgedanke ist, daß man Jugendarbeit neu machen sollte und daß das Gebäude und dieser Standort dafür völlig ungeeignet sind. Das ist alles doch schon so alt da.

Das liegt aber daran, daß nichts investiert wurde – mit der Versicherungssumme von 700.000 Mark nach dem Brand ließe sich jetzt einiges machen.

Ich finde die Entscheidung nach wie vor gut, einen Schlußstrich zu setzen ...

... einen Schlußstrich für Altenwohnungen und ein Gelände, das 1,5 Millionen Mark Verkaufswert einbringt. Braucht die Neustadt noch mehr Wohnungen?

Nein, wir haben hier eine gute Versorgung, es ist eigentlich genug da.

Warum dann diese Pläne? Das Freizi wurde ja auch in der Nachbarschaft wegen Lärmbelästigung angefeindet.

Na ja, erst mal soll das ja alles nur geprüft werden. Vielleicht kann man am Neustadtsbahnhof etwas Neues für Jugendliche schaffen oder im Güldenhaus. Das ist jetzt ein Befreiungsschlag. Mal sehen, was sich daraus machen läßt.

Fragen: Katja Ubben