Markt GmbH irritiert Schausteller

■ Wenn die Bürgerweide an die HVG geht, muß die Volksfest-Verwaltung geändert werden / Marktleute fürchten „Privatisierung“

Freimarkt und Osterwiese sind ohne Zweifel große Veranstaltungen. Doch ob ausgerechnet die Hanseatische Veranstaltungs-GmbH (HVG) die beiden Jahrmärkte auf der Bürgerweide unter ihre Fittiche nehmen soll, darüber herrscht Uneinigkeit in der Stadt. Die Schausteller sind aufgeschreckt von Plänen, unter dem Dach der HVG eine Markt GmbH zu gründen. Sie befürchten eine Privatisierung der beiden Bremer Großrummel.

Noch sei allerdings nichts entschieden, heißt es übereinstimmend bei der HVG und dem Stadtamt, das bisher die Volksfeste verwaltet. Die zuständige Abteilung arbeitet nach Angaben von Marktleiter Wolfgang Ahrens als „Betrieb gewerblicher Art“mit kostendeckenden Gebühren und zahlt wie ein Gewerbebetrieb Körperschaftssteuer. Ein anderer Plan der Stadt sorgt jedoch dafür, daß an der bisherigen Organisation etwas geändert werden müßte: Die HVG soll die Verfügungsgewalt über die Bürgerweide erhalten.

Das sei sinnvoll, sagt HVG-Sprecher Torsten Haar, um künftig Veranstaltungen in den Messehallen und auf dem Freigelände besser abzustimmen. Da habe es in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten gegeben. „Es macht Sinn, beides in einer Hand zu haben“, so Haar.

Wenn die HVG die Bürgerweide übernimmt, „geht das mit den Jahrmärkten steuerlich nicht so weiter wie bisher“, ist Marktleiter Ahrens überzeugt. Denn das Gelände sei bislang eine Art Betriebsvermögen der Stadtamts-Marktverwaltung. Wenn andere darüber verfügten, müßten die durch Miete oder Pacht erzielten Einnahmen versteuert werden. Unklar sei auch, wer eine Markt GmbH führen sollte, ob neue Leute eingestellt würden oder ob die bisherige Stadtamts-Mannschaft dafür angeheuert werde.

Die Schausteller sind besorgt, daß die HVG sich nicht genügend für ihre Belange einsetzen könnte. Schon in der Vergangenheit hatten sie Volksfest-Gelände für die neuen Messehallen opfern müssen. Wenn eine Markt GmbH unter dem Dach der HVG-Holding arbeitet, erwartet der Geschäftsführer des Bremer Schaustellerverbandes, Carl-Hans Röhrßen, „Interessenkollisionen“. Außerdem könnte es sein, daß die profitträchtige Markt GmbH Defizite der anderen HVG-Tochterfirmen decken sollte.

HVG-Sprecher Haar bemüht sich, die Bedenken zu zerstreuen. Welches Modell auch immer gefunden werde, Freimarkt und Osterwiese würden weiterhin wie bisher organisiert. Auch Stefan Luft, Sprecher von Innensenator Ralf Borttscheller (CDU), dem das Stadtamt unterstellt ist, beruhigt die Schausteller. Es sei politisches Ziel, die Kontrolle der Jahrmärkte weitgehend wie bisher beim Marktausschuß und der Marktverwaltung zu belassen. Wie genau man die komplexe steuerliche Materie auflöse, sei allerdings noch nicht entschieden. So sei auch ein städtischer Eigenbetrieb zur Organisation der Volksfeste denkbar. jof