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: Dessertphallus

„Themenabend: Alles Banane“, So., 20.45 Uhr, arte

Jenseits von gelb, lecker, gesund ist die Banane noch viel mehr: Pop-Ikone, nicht ganz unschuldig an der deutschen Wiedervereinigung – wie gern erinnern wir uns an Zonen-Gaby, die uns von einem Titanic-Cover mit ihrer ersten Banane anstrahlt –, Exportartikel, von dem die Volkswirtschaft ganzer Staaten abhängt. Gründe genug also für arte, sich an einer kleinen Kulturgeschichte der Banane zu versuchen. Doch so richtig getraut hat man dem Bananen-Potential nicht: Der Film „Just Friends“, das Filetstück des Abends, hatte herzlich wenig mit Bananen zu tun; immerhin entlud einer der Protagonisten die Früchte berufsweise von einem Frachter.

Erst ein Filmessay von Astrid Heinrich entschädigte alle Freunde der „Pop Cigar“, zu der die neuseeländische Band Garageland die Banane in einem ihrer Songs gemacht hat. Hier durfte man sich genüßlich an der Entwicklungsgeschichte der Banane im 20. Jahrhundert delektieren. Man erfuhr, daß die erste Banane Deutschland 1892 erreichte, es bei den Nazis keine zu essen gab (zu undeutsch) und nicht nur Andy Warhol zu ihr eine leidenschaftliche künstlerische Beziehung entwickelte.

Natürlich wurde auch ein Psychologe bemüht. Der wußte, daß der Bananenwunsch der DDR-Bürger vor allem „ein Protest gegen ein rigides, geradliniges und alles regelndes System“ gewesen sei, und auch, daß die Banane etwas „zutiefst Obszönes“ habe, sie „ein Phallus ist, den wir zum Nachtisch essen“. Nur die Erklärung, warum Onkel Dagobert es noch immer nicht geschafft hat, die „Vierfruchtbanane“ nach Entenhausen zu importieren, bleiben alle Bananen-Experten schuldig, ebenso die Antwort auf die Frage, warum sie nun krumm ist. Gerrit Bartels