Kommentar
: FDP á la carte

■ Warum die FDP nicht nur kein Profil hat, sondern auch keins braucht

Früher war alles besser. Nicht gut, aber besser. Zwar hatte die FDP kein Programm, aber sie durfte mitregieren. Heute hat sie nur noch kein Programm. Deshalb haben die Liberalen nach vier Jahren Rathauspause nur ein Ziel: Den von der Statt Partei noch angewärmten Platz an der Seite der SPD wiederzubesetzen. Und, ganz schlechte Verliererin, wird über das verlorene Spiel nicht geredet.

In der außerparlamentarischen Ehrenrunde hätte die FDP Zeit gehabt, darüber nachzudenken, warum sie zugunsten der Statt Partei von Hamburgs WählerInnen abgewatscht wurde. Sie hätte den Bürger entdecken, gar ein Profil entwickeln können. Eines, das sich nicht auf blaue Slogans auf gelbem Grund beschränkt. Sie hätte. Doch außer bei der Bettlersteuer, die Wiegands Vorgänger Hans-Joachim Widmann ins Gespräch und ihn ins Abseits brachte („Jesus hat auch nicht gebettelt“), war die FDP kein Thema. Noch immer gleichen die liberalen Ziele einem gemischten Vorspeisenteller: ein bißchen Sicherheit, etwas Bildung und viel Wirtschaft. Kurz: Nichts, was andere nicht auch auf der Karte hätten.

Deshalb argumentiert Wiegand folgerichtig auch nicht für sich, sondern gegen die rotgrüne Gefahr. Wer wollte denn gleich inhaltlich werden? An Rotgrün-Hasser Voscherau gerichtet, mag diese Argumentation leidlich sinnvoll sein. Denn der wünscht sich nur eines: Mehrheitsbeschaffer. Was aus dem blau-gelben Politmischmasch wird, weiß niemand. Wohingegen die Farbenlehre in diesem Punkt ganz klar ist: Blau + gelb = grün.

Judith Weber