Die üblichen Verdächtigen

■ Die 6. Hamburger Zelttheaterwochen im Schanzenpark

Das Konzept klingt denkbar einfach: „Wir zeigen Theater, das sonst nicht im Theater läuft“, sagt Dirk Hellmann vom bajazzo e.V. Bereits zum sechsten Mal organisiert bajazzo die Hamburger Zelttheaterwochen im Sternschanzenpark zwischen Wasserturm, Polizeisportplatz und S-Bahn. Letztere hat wenig Respekt vor der Kunst und rattert auch vom 15. bis 30 August gnadenlos über die Gleise im Park. In gewisser Weise wurde sie so zum Zensor: „Es hat einfach keinen Sinn, da einen stillen Shakespeare zu zeigen. Sprechtheater haben wir nicht eingeladen.“Hinter den dünnen Zeltplanen herrscht art-survival of the fittest: Laut, ausgefallen und am besten musikalisch sollen die Darbietungen sein, die sich nicht vom Leben draußen vor der Tür irritieren lassen.

45 Freie Gruppen aus Hamburg zeigen in 51 Veranstaltungen alles, was man auf einer Bühne so zeigen kann: Comedy, Kabarett, Tanz, Kinder-, Cowns-, Improvisations- und Musiktheater sowie Literaturperformances. Die wenigsten der Programme sind neu, die meisten aber gut bewährt. Bernd Begeman kommt mit Die Antwort, der Laola-Club präsentiert Kai Damkowski von Klausner und Superpunk, die Schöne Abend Show aus dem Foolsgarden zeigt ein „Best Of“-Programm und Monty Arnold, Andrea Bongerts sowie die Peter & Alexander Show sind auch dabei. „Die üblichen Verdächtigen“heißt das Programm der hidden shakespeare company – ein Titel, der problemlos fürs gesamte Festivalprogramm benutzt werden könnte.

Die Zelttheaterwochen wollen vor allem ein Forum für die Freie Szene der Stadt sein und neben den Aufführungen zum Austausch zwischen Hamburger Künstlern und Künstlerinnen und Publikum einladen. Möglich wurde das Festival in diesem Sommer nur durch viel Hilfe von allen Seiten – ausgenommen der Kulturbehörde. Während diese das Festival (bzw. speziell die Kindertheateraufführungen, in diesem Jahr 24 an der Zahl) 1995 und 1996 mit 15.000 Mark subventionierte, gibt es 1997 keinen Pfennig. Über die Bezirke konnte der bajazzo sich 10.000 Mark sichern, über Anzeigen 3000; der Rest der Aufwendungen wird über ehrenamtliche Mitarbeit und viele Equipment-Leihgaben anderer Kulturhäuser organisiert. Die Künstler erhalten alle keine feste Gage, sondern lediglich eine Eintrittsbeteiligung.

Im vergangenen Jahr kamen rund 3000 Besucher in die beiden blauen Zelte im Sternschanzenpark – ebensoviele und mehr erhoffen sich die Veranstalter ab nächstem Freitag.

Christiane Kühl

Programm und Kartenbestellungen unter Telefon: 390 92 71