Arbeitslose rannten den Ämtern die Bude ein

■ Alle wollen im überschwemmten Odergebiet helfen, aber nur 2.000 dürfen

Berlin (taz) – In den Arbeitsämtern in Berlin „liefen die Telefone heiß“. In Bremen verzeichneten die Sachbearbeiter „eine auffällige Nachfrage“ der Erwerbslosen. Das Arbeitsamt in Frankfurt (Oder) freute sich über „das überraschend große Interesse“. Und Bernhard Jagoda, Chef der Bundesanstalt für Arbeit (BfA), triumphierte: „Das ist ein Zeichen, daß sich diese Menschen auch vor körperlich harter Arbeit nicht scheuen.“ Gemeint waren Tausende von Jobsuchenden, die sich in den vergangenen Tagen bei den Arbeitsämtern gemeldet hatten, um sich im Odergebiet bei Aufräumungsarbeiten einsetzen zu lassen.

Die meisten Anrufer wurden aber enttäuscht. Die Beschäftigungsmaßnahme nach dem Paragraphen 249 h gilt nur für Ostdeutsche. Und man werde vornehmlich Leute aus der Region nehmen, kündigte Petra Rohlinger an, Sprecherin des Landesarbeitsamtes Berlin/Brandenburg. „Andernfalls müßten die Leute ja pendeln, hätten Anfahrten und Unterbringung zu bezahlen.“ Vor allem die Arbeitsämter Frankfurt (Oder) und Eberswalde werden ihre Erwerbslosen zum Einsatz ins Schlammgebiet schicken. Nichts wird es also mit dem bundesweiten massiven Hilfseinsatz der Ausgegrenzten und Diskriminierten.

Die Helfer aus der Region bekommen das durchschnittliche Arbeitslosengeld (1.923 Mark) und bis zu 800 Mark Zuschuß vom Land Brandenburg, brutto. BfA- Chef Bernhard Jagoda hatte am Montag noch angekündigt, daß bis zu 10.000 Arbeitslose eingesetzt werden könnten. „So um die 2.000 Leute werden es wohl sein“, schränkte jedoch Rupert Schröter ein, Sprecher des Brandenburger Sozialministeriums.

Denn die Hilfsmaßnahme geht ins Geld: Für 2.000 Arbeitslose, die mit 800 Mark monatlich zusätzlich gefördert werden, sind jährlich rund 20 Millionen Mark vom Land fällig. Die Bundesregierung sagte zu, ihrerseits zwischen 10 bis 35 Millionen Mark für Sachausgaben der Hilfskräfte bereitzustellen.

Ganz neu ist der Einsatz von Arbeitslosen im verwüsteten Flutgebiet am Ostrand der Republik nicht: Bisher schon banden „ehrenamtliche“ Arbeitslose Reisigbündel zur Deichsicherung oder betätigten sich freiwillig als Deichläufer, berichtet Doris Hofmann- Ahrberg, Direktorin des Arbeitsamtes Eberswalde. BD/R.A.