Clerks – Ladenhüter

Eigentlich muß Dante heute gar nicht arbeiten. Eigentlich sollten ihm die kaugummiverklebten Rolläden gar nichts angehen, und daß ausgerechnet er mit Schuhcreme das Schild „I assure you we are open“bastelt und vor die Tür des durchgeschmuddelten „Quick Stop Groceries“hängt, ist schon eine karitative Tat, die Dante eigentlich zum Held der Arbeit küren müßte. Statt angemessener Wertschätzung muß er mitanschauen wie ein gut getarnter Kaugummivertreter mit glühenden Reden seinen wichtigsten Zigarettenkunden in die Topographie halb verfaulter Raucherbeine einführt. Und während seine Freundin ebenso vollmundig wie unpassend über die Vorteile gutgewachsener Schwänze beim Fellatio sinniert, kommt ausgerechnet sein Kollege Randal herein. Die üblichen Buddy-Spotterein, Tresenedikte und Weltschmerz zwischen Milch, Eiern und Pornos.

Der heruntergekommene Gemischtwarenladen ist die Bühne für Clerks – Ladenhüter von Kevin Smith, dessen Chasing Amy gerade in den Kinos läuft. Alles was sich ereignet, geschieht einzig und allein, weil die Protagonistin es herbeireden. Miniaturtragödien, Trennungselegien, Visionen von eigentlichen Berufungen, Prahlprügeleien zwischen Smarties. Für kleine Existenzparabeln steht alles parat. Das Leben ist manchmal eben auch nicht mehr als eine Handvoll angeranzter, schlecht sortierter Widrigkeiten.

Mit rotzender Leichtigkeit und in jugendgefährdenden, galligen Dialogen treiben Dante und Randel ihre kleinen Tagesdramen von Akt zu Akt voran. Sie sinnieren sich unter Zwischentiteln wie „Schmähungen“, „Syntax“oder „Katharsis“, was nichts anderes als eine zünftige Keilerei bedeuten will, wund und haben schon vergessen, was sie eine Einstellung zuvor mit gleicher Vehemenz behauptet haben. Die „Lösung“wäre wohl, den Laden dicht zu machen. Schließlich muß Dante heute gar nicht arbeiten. big

Heute, 15.30 Uhr, Abaton