Niedersachsen schreibt anders

■ Verwaltungsgericht in Hannover stoppte Rechtschreibereform

Erstklässler in Delmenhorst werden im kommenden Schuljahr eine andere Schrift lernen müssen als im bremischen Kirchhuchting. Gestern stoppte das Verwaltungsgericht in Hannover die Einführung der neuen Rechtschreibung im Land Niedersachsen. Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD) wird gegen den Eilentscheid Beschwerde einlegen.

Mit seinem Urteil gab das Verwaltungsgericht dem Antrag einer Mutter aus Elsfleth bei Oldenburg statt, die gegen die Unterrichtung ihrer Tochter nach den neuen Regeln geklagt hatte. Wie vor zehn Tagen in Wiesbaden wurde auch in Hannover die Entscheidung mit dem Fehlen einer gesetzlichen Grundlage für die Reform begründet: Der Erlaß der Kultusminister verletze das Erziehungsrecht der Mutter. Der niedersächsische Bildungsminister hingegen vertritt die Auffassung, daß die Rechtschreibereform nicht der parlamentarischen Zustimmung bedürfe, weil sie die Orthographie nur „behutsam systematisiere“. Ähnlich argumentieren die Bremer Bildungsbehörde und auch die Verwaltungsgerichte in Weimar und Mainz, die kürzlich Eilanträge von Eltern ablehnten. Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) kündigte an, sie wolle nach dem Entscheid auf unterster gerichtlicher Ebene erstmal abwarten. ritz