■ Berliner Telegramm
: Aufklärungsaktion gegen sexuellen Mißbrauch

„Nimm dich in acht vorm fremden Mann“, warnen viele Eltern ihre Kinder vor sexuellem Mißbrauch – dabei spielen sich die schlimmsten Vorfälle im Familien- und Bekanntenkreis ab. Hierauf weisen das Landeskriminalamt und die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport mit einer Aufklärungsaktion an Grundschulen hin. Die gestern vorgestellte Broschüre soll eine Orientierungshilfe bei der Erkennung von sexuellem Mißbrauch sein, sagte Schulsenatorin Ingrid Stahmer(SPD): „Wichtige Signale sind Verhaltensänderungen bei Kindern und der Rückzug von bestimmten Personen.“ Anlaß für die Kampagne ist die erschreckend hohe Dunkelziffer bei Vorfällen im Familien- und Bekanntenkreis. „Auf ein gemeldetes Opfer kommen ungefähr 30 tatsächliche Opfer“, betonte Polizeipräsident Hagen Saberschinsky und zog eine traurige Bilanz: Bei 402 gemeldeten Fällen im Bekanntenkreis 1996 müsse man deshalb von 12.000 tatsächlichen Opfern ausgehen. Jörg-Michael Klöß, Leiter der Polizinspektion für Sexualdelikte, weist auf ein brisantes Problem hin: „Oft ist der Mißbrauch Familienangehörigen bekannt, wird aber aus Rücksicht verschwiegen.“ Sabine Möhring