Krankenkasse mit Belohnung

■ Betriebskrankenkassen wollen Bonus für Versicherte zahlen, wenn sie nur noch zu ausgewählten Ärzten gehen. Durch Ärztenetz wird Kostenersparnis erhofft

Nach der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) will jetzt auch der Landesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) seine Mitglieder belohnen: Wenn BKK- Mitglieder dem sogenannten „Praxisärztenetz“ beitreten und sich nur noch von diesen behandeln lassen, sollen sie dafür demnächst einen Bonus bekommen.

Doch im Gegensatz zur AOK, die ihren Mitgliedern maximal ein Zwölftel des Jahresbeitrags plus den entsprechenden Arbeitgeberanteil zurückzahlen wird, wenn sie wenig oder gar nicht zum Arzt gegangen sind, wollen die Betriebskrankenkassen unabhängig von den in Anspruch genommenen Leistungen einen Bonus zahlen. Das Praxisnetz, das bereits vor einem Jahr von der BKK und der Kassenärztlichen Vereinigung initiiert wurde, ist ein Verbund von derzeit 270 ÄrztInnen. Die ÄrztInnen sollen so effektiv miteinander kooperieren, daß dadurch Kosten gespart werden sollen. Künftig solle diese Kostenersparnis dann an alle teilnehmenden Mitglieder verteilt werden. Rund 120 Mark jährlich seien anvisiert. „Das ist eine Fortführung des Solidarprinzips, wie es die AOK mit ihrem Modell nicht anwendet“, sagt BKK-Vertreter Burkhard Spahn. So würden beim BKK-Modell nicht nur die Gesunden und Jungen profitieren, sondern alle „Netzler“.

Um Kosten zu reduzieren, werden die Praxen online miteinander vernetzt. Dadurch können Daten über die PatientInnen effektiver ausgetauscht werden. „So werden viele Arztbesuche überflüssig“, hofft Spahn. Der Patient würde nicht mehr – oft überflüssigerweise – von einem Arzt zum nächsten geschickt, sondern der behandelne Hausarzt achte auf die effektive Weiterbetreuung eines Kranken. Ein weiterer Service: Ein Großteil der Netz-ÄrztInnen hat bis 22 Uhr die Praxis geöffnet, so können viele nächtliche Krankenhausaufnahmen vermieden werden.

Bisher ist das Netzsystem bei den BKK-Mitgliedern aber noch nicht besonders bekannt: Erst 1.400 von insgesamt immerhin einer halben Million Versicherten nehmen teil. Die BKK hofft, daß sich das durch das neue Bonussystem ändern wird. Neben der Karstadt-Kaufhauskette hat daran jetzt die größte Berliner Betriebskrankenkasse, die BKK Land Berlin, mit ihren 220.000 Versicherten Interesse gezeigt. Sie verhandelt gerade mit der Gesundheitsverwaltung, ob ein Bonussystem in ihre Krankenkassensatzung aufgenommen werde. Jede der insgesamt 50 Betriebskrankenkassen muß dies nämlich individuell mit ihrem Arbeitgeber aushandeln.

Eines stellt die BKK aber klar: Einen Bonus könne es nur dann geben, wenn tatsächlich Einsparungen erzielt werden. Über mögliche Einsparungen werde es jedoch erst im nächsten Jahr Ergebnisse geben. Julia Naumann