Balkantrip fortgesetzt

■ Holbrooke trifft bosnische Politiker. Karadžić will vor serbischen Gerichtshof

Sarajevo/Zagreb (dpa/epd) – Die amerikanischen Sonderbotschafter für Bosnien, Richard Holbrooke und Robert Gelbard, haben gestern ihre Balkanmission in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo fortgesetzt. Ein am Morgen geplanter Flug nach Banja Luka zur bosnischen Serbenpräsidentin Biljana Plavsić wurde wegen ungünstiger Wetterverhältnisse auf heute verschoben. Holbrooke, der Architekt des Friedensabkommens von Dayton, und Gelbard wollten am Nachmittag zunächst mit Vertretern des bosnischen Staatspräsidiums zusammenkommen.

Die beiden US-Diplomaten hatten am Vortag zunächst mit den Präsidenten Kroatiens und Bosniens, Franjo Tudjma und Alija Izetbegović, in der kroatischen Adriastadt Split verhandelt und eine Reihe von Zusagen erhalten. So wurde den aus der zentralbosnischen Stadt Jajce vertrieben muslimischen Flüchtlingen eine baldige Rückkehr in ihre Häuser zugesagt.

Unterdessen hat Serbenführer Radovan Karadžić erstmals seine Bereitschaft signalisiert, sich persönlich vor Gericht für seine Handlungen während des Bosnienkriegs zu verantworten. Er sei bereit, einem serbischen Gerichtshof unter Aufsicht des Haager UN-Kriegsverbrechertribunals Rede und Antwort zu stehen, erklärte der frühere Präsident der Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina in einem Interview im Magazin der Süddeutschen Zeitung.

Das UN-Tribunal in Den Haag bezeichnete den Vorstoß von Radovan Karadžić zugunsten einer Verlagerung seines Prozesses in die bosnische Serbenrepublik als „reine Propaganda“. „Das UN- Tribunal hat keine Pläne, die Verhandlung von Karadžić an irgendeine andere Instanz zu übergeben. Die Anklage wurde vor dem UN- Tribunal erhoben. Er muß sich auch dort verantworten“, sagte UN-Sprecher Alex Ivanko gestern in Sarajevo.

Auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel wies in Bonn in scharfen Worten das Ansinnen Karadžić' zurück. „Mutmaßliche Kriegsverbrecher haben nicht die Möglichkeit, sich die ihnen passend erscheinenden Gerichte auszusuchen“, sagte Kinkel. Das speziell zur Ahndung von Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien eingerichtete Internationale Tribunal habe Vorrang vor jedem nationalen Gerichtshof.