Betriebe ziehen ins Werderland

■ „Ansiedlungsdruck im Industriepark wächst“, meint Senator Perschau / BUND: Zu wenige Arbeitsplätze auf zuviel Fläche

Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) kann die „verkrampfte und nervöse Debatte“um den Industriepark neben dem Gelände der Stahlwerke nicht nachvollziehen. Denn es sei nun einmal notwendig, neue Gewerbegebiete zu schaffen. „Wir können heute nicht einmal soviel Gewerbeflächen anbieten wie vor zwei Jahren, weil wir soviele Gewerbefgrundstücke vermarkten“, sagte der Wirtschaftssenator. Anlaß für diese Werbung in eigener Sache war der Abschluß der ersten Erschließungsphase des Industrieparks.

Zur Zeit sind dort 11,8 Hektar als Gewerbegebiet erschlossen, weitere 26,5 Hektar sollen bis Ende 1998 folgen. Ein Unternehmen, die Winter Fördertechnik GmbH, hat bereits die Arbeit in einem Neubau aufgenommen. Überrascht zeigte sich Perschau, daß die Firma, die Gabelstapler und andere Transportgeräte verkauft, vermietet und wartet, für 16 neu ausgeschriebene Arbeitsplätze bislang kein Personal finden konnte. „Offensichtlich können wir qualifizierte Arbeitsstellen nicht mit Bremer Facharbeitern besetzen“, sagte der Senator.

Die Firma Vilsa baut gerade eine Halle im Gewerbegebiet. Hier soll Mineralwasser aus der Lesumer Quelle abgefüllt werden. Eine zweite Halle hat Vilsa in Planung. Mit weiteren vier Firmen bestehen laut Perschau Ansiedlungsverträge. Investitionen in Höhe von 105 Millionen Mark seien zugesagt.

Zwar sind aus der ersten Erschließungsphase noch nicht alle Grundstücke vergeben, dafür sind Flächen aus noch nicht erschlossenen Bereichen verkauft. Darunter direkt neben den Stahlwerken ein 43.000 Qudratmeter großes Gelände. Die Stahlwerke werden ihr Tochterunternehmen, die Tailor Steel, hierhin auslagern. Damit würden zwar keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, aber der Standort Bremen für die Stahlproduktion gesichert, erklärte der Senator.

Harald Matys, der als Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Bremen die Gewerbeflächen vermarktet, betonte, der Industriepark solle nicht allein neue Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Bremer Firmen Erweiterungsmöglichkeiten bieten. „Wir müssen mit dem Umland konkurrieren und verhindern, daß Bremer Firmen nach Niedersachsen abwandern“, betonte Matys. Bis Ende nächsten Jahres wird Bremen 140 Millionen Mark in den Ausbau des Industrieparks gesteckt haben. Im Jahre 2005 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann ist eine Fläche von 145 Hektar bebaut.

Zur Stabilisierung des weichen Marschgrundes muß neben dem baugebiet Sand in direkter Nähe des Baugebietes entnommen werden. An dieser Stelle soll ein See – möglicherweise eine Ruderregattastrecke – entstehen sowie ein Naherholungs-Gebiet.

Die Bemühungen der Wirtschaftsförderer um den Industriepark werden nicht nur bejubelt: „Die Wirtschaftsföderung ist ausschließlich unternehmensfreundlich“, sagt Martin Rhode vom BUND. Schon vor einiger Zeit war es zum Streit gekommen, weil die Naturschützer die ihrer Meinung nach schlechte Ausnutzung der Flächen im Gewerbegebiet bemängeln. „Produzierendes und dienstleistendes Gewerbe muß 40 bis 50 Arbeitsplätze pro Hektar anbieten, wenn Flächen effektiv genutzt werden. Im Industriepark sind es nach unseren Hochrechnungen aber nur zehn“, kritisiert BUND-Mann Rhode. schuh