Haste mal 'ne Mark?

An einigen Berliner S-Bahn-Stationen stehen neuerdings Abstellanlagen für Fahrräder mit Münzschloß: Parken kostet eine Mark  ■ Von Kai Waggershauser

Die Biesdorfer Fahrradfahrer sind wütend – an ihrer S-Bahn-Station sind neue Fahrradbügel aufgestellt worden, mit eingebautem Münzschloß. Die erste Freude über die neuen Abstellplätze schwand schnell, denn: Das Schloß an den Fahrradbügeln ist kein Pfandschloß – einmal Abstellen kostet eine Mark. So kommt es, daß die neuen Abstellplätze leer bleiben. Dafür strotzen die benachbarten Laternenpfähle, Zäune und Gitter nur so vor parkenden Drahteseln. Eigentümerin des Parkplatzes ist die Deutsche Bahn AG, sie hat ihre Flächen der BAFA, einer privaten Servicegesellschaft, zur Verfügung gestellt. Die hat zunächst einmal 850 neue Fahrradbügel aufgestellt, der Erfolg läßt auf sich warten: An den anderen Standorten – Eichwalde, Zeuthen, Lenitz und Wilhelmsruhe – sind die Zahlschlösser gerade mal zu 20 Prozent ausgelastet.

Stefan Hiedler, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft BAFA, versteht die Aufregung nicht: „Der Kunde kann sein Fahrrad ohne Zeitbegrenzung parken und ist gegen Diebstahl versichert.“ Er hofft auf weitere neue Standorte, auch in der Innenstadt. Auch Wolfgang Reiche, Verkehrspädagoge beim ADFC Bremen, hält das System „in bestimmten Fällen“ für sinnvoll. Allerdings nur, wenn Alternativen offenstünden.

Die Vergabe von Flächen für Fahrradparkplätze an private Betreiber ist für die Deutsche Bahn AG eine bequeme Lösung – für sie entfallen die Kosten für Aufstellung und Wartung der Ständer. Das unternehmerische Risiko trägt der Betreiber, der auch für Schäden an den Abstellplätzen aufkommen muß. Wenn die Bahn aber keine eigenen Parkflächen mehr anbietet, wird der „Service“ zu einem zusätzlichen Kostenfaktor. Bei fehlenden Flächen wird das kostenpflichtige Parken zur Pflicht werden. „Knöllchen“ werden zur Zeit zwar selten verteilt – wenn die Zahl der Falschparker steigt, kann sich das aber ändern.

Reinhard Lippold, zuständig für den Fahrradverkehr in der Senatsverwaltung Bauen, Wohnen und Verkehr: „Für uns ist es ganz wichtig, daß immer noch alternative kostenlose Stellplätze vorhanden sein müssen. Schließlich haben wir kein Interesse an wild geparkten Fahrrädern.“ Eine offizielle Stellungnahme des Senats dazu ist in Vorbereitung. Vorbereitet wird zur Zeit auch die Auswertung des Senatsprogrammes „Bike and Ride“. Unter diesem Motto hat der Senat seit 1994 10.000 neue Abstellplätze, vor allem entlang der U-Bahnhöfe im Ostteil der Stadt, eingerichtet. Trotzdem finden sich in Berlin noch Abstellwüsten ohne ausreichende Fahrradständer.