■ Rund um das Velotaxi: Colectivos plus High-Tech
Seit Mitte April ist ein neues Gefährt in der Innenstadt unterwegs: das Velotaxi – ein Dreirad mit plexiglasbedachter Beifahrerkabine, in der zwei Fahrgäste Platz finden. Die Räder sind keine einfachen asiatischen Rikschas, sondern eigens konstruierte High-Tech-Montainbikes, die nur 70 Kilogramm wiegen und mit Fünfgangschaltung und Differentialgetriebe ausgestattet sind – die ausgefeilte Technik soll den Fahrern den Transport der Passagiere erleichtern.
Die 30 Fahrrad-Taxis der Velotaxi GmbH sollen den Autoverkehr verringern und den öffentlichen Nahverkehr ergänzen. Dazu fahren die Velochauffeure drei feste Linien im Zentrum ab: Linie 1 deckt den Ku'damm und seine Seitenstraßen vom Adenauer- bis zum Breitscheidtplatz ab (14 Uhr bis 20.30 Uhr); Linie 2 führt vom Elefantentor des Zoologischen Gartens durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor. Von dort geht die Linie 3 weiter: entlang Unter den Linden, vorbei an der Friedrichstraße bis zum Alexanderplatz (jeweils von 13 Uhr bis 19.30 Uhr).
Eine Hauptroute kostet jeweils fünf Mark, die Kurzstrecke – weniger als ein Kilometer – nur zwei Mark. Die Strecken müssen aber nicht sklavisch genau eingehalten werden: Bei Anfragen sind die Fahrer auch gerne bereit, von der vorgegebenen Route abzuweichen.
Das muskelbetriebene Taxi- Angebot richtet sich keinesfalls allein an Touristen, sondern vor allem auch an die Berliner. „Am Ku'damm sind wir zum Beispiel eine echte Alternative zum Kurzstreckenticket“, sagt Ludger Matuszweski, Geschäftsführer der Velotaxi GmbH. Der 34jährige Matuszewski, der bei der Daimler-Tochterfirma debis Projektmanagement gelernt hat, kam auf die Idee eines Velotaxi- Betriebes, als er bei einer Reise durch Lateinamerika in Caracas das System von Sammeltaxis, Colectivos, kennenlernte: Die Fahrgäste werden irgendwo am Straßenrand aufgelesen und selbst zu abgelegensten Zielen gebracht. Nur wollte Matuszweski auf keinen Fall motorisierte Fahrzeuge einsetzen und entschied sich mit Velotaxis für eine umweltverträgliche Variante.
Direktes Vorbild für Matuszewski war dabei Jens Grabner, dessen Rikschas bereits in den vergangenen Jahren Fahrgäste durch Berlin kutschierten. Die beiden taten sich zusammen, und Grabner entwickelte als technischer Leiter das neue Velotaxi. Bereits im August soll ein weiterentwickelter Prototyp fertig sein: ein Velotaxi-Liegerad mit einem neuen Antriebssystem. ole
Unter der Handy-Nummer (0172)328 88 88 lassen sich die Velotaxis vorbestellen.
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