■ Kommentar
: Die Stunde der Ururenkel

Die SPD sieht alt aus. Hier gelten Männer im fortgeschrittenen Alter noch als Enkel. Mit Mitte 30 zählt man noch locker zum politischen Nachwuchs. Im Abgeordnetenhaus ist die SPD inzwischen die „älteste“ Fraktion. Nur drei ParlamentarierInnen sind unter 40. Da steht sogar die CDU besser da: Sie kann 15 Abgeordnete unter 40 Jahren vorweisen.

Die Forderung der jungen SozialdemokratInnen, zwei der ihren in den Bundestag zu schicken, ist daher nicht nur legitim, sondern für die SPD auch opportun. Eine Partei, die JungwählerInnen gewinnen will, muß sich schon etwas mehr einfallen lassen als einen Parteivorsitzenden, der zu Techno-Musik tanzt. Sie muß auch signalisieren, daß die Jugend mitbestimmen kann.

Nichts braucht die SPD so dringend wie einen Modernisierungsschub – sowohl bei den Inhalten als auch den Parteistrukturen. Da könnte die Parteijugend frischen Wind in muffige Sitzungszimmer bringen. Der Kern des Problems ist allerdings das Berufspolitikertum. Wer vom Mandat finanziell abhängig ist, wird den Versorgungsposten nur ungern räumen.

Doch so überfällig die Initiative „30 unter 40“ ist, sie kommt zumindest für die Bundestagswahl zu kurzfristig. Um relativ unbekannte KandidatInnen gezielt „aufzubauen“, bedarf es eines längeren Zeitraums. Der Nominierungsparteitag der SPD findet jedoch schon Ende November statt. Auch die Konturen einer „anderen Politik“, die der Nachwuchs für sich reklamiert, sind noch nicht so recht zu erkennen. Dorothee Winden