Unterm Strich

Noel Gallagher von Oasis war durchaus beeindruckt von Tony Blair: „Er lernt sehr schnell, ich habe ihm ein paar Akkorde auf der Gitarre beigebracht.“ Gallagher war einer von 100 Gästen auf Blairs Empfang in der Downing Street, mit dem der Premier sich bei der Kulturprominenz für die Unterstützung im Wahlkampf bedanken wollte. Geladen waren Oscar-Preisträger Nick Park, der Schöpfer der Trickfilmfiguren Wallace und Gromit, Transvestit und Komiker Eddie Izzard, DJ Simon Mayo, Modedesignerin Vivienne Westwood, Stars aus Film und Fernsehen sowie Regisseur Anthony Minghella. „Das glich mehr der Backstage- Party eines Rockkonzerts als einem Fest in Number 10“, schrieb die Daily Mail.

Die Auswahl der Gäste gibt aber Auskunft über die Kulturpolitik von New Labour. Kulturminister Chris Smith taufte bereits sein Ressort um, das nicht länger ein Ministerium für „kulturelles Erbe“, sondern für „Kultur, Medien und Sport“ ist. Um auch den richtigen Trend zu erfassen, hat die Regierung eine Task force von Fachleuten der Kulturvermarktung eingerichtet: Starunternehmer Richard Branson, Filmproduzent David Puttnam, Alan McGee, Gründer des Oasis-Labels Creation, Gail Rebuck vom Random House-Verlag, der Marketing- Guru Eric Salama sowie Modedesigner Paul Smith gehören dazu. Finanziell beschränkt sich New Labour neben Steuervorteilen für die Filmindustrie auf die schon im Budget der unterlegenen Tories vorgegebenen Zuschüsse für die Künste, es soll aber „mehr in Menschen und weniger in Gebäude“ investiert werden. Für 1997/98 sind das 236 Millionen Pfund für England, Schottland und Wales.

Bescheiden nehmen sich dagegen die Zahlen aus, die die Stiftung Kulturfonds veröffentlicht: Im 2. Halbjahr sollen 46 Projekte mit 518.000 Mark gefördert und 25 Künstler mit Stipendien im Gesamtwert von 178.000 Mark ausgestattet werden. Während die Stiftung in diesem Jahr noch alle ostdeutschen Bundesländer umfaßt, wird Sachsen ab 1998 eine eigene Landesstiftung gründen. Die Sachsen waren der Ansicht, im Kulturfonds zugunsten Berlins benachteiligt zu werden – wohl in Verlängerung alter Eifersüchteleien gegen die „Hauptstadt der DDR“. 30 Millionen Mark (knapp ein Drittel des Kulturfonds-Stammkapitals) werden nun nach Sachsen überwiesen.