Weiße Hosen aus Athen (6)
: Kein schöner Anblick

■ Primo Nebiolo und Athen: Was lief wirklich??? Die ganze Wahrheit!!!

Man muß es leider sagen: Die Athener und ihr jüngster Eine- Art-Ehrenbürger Primo Nebiolo werden keine Freunde mehr. Der Grund ist bekannt: An manchen Tagen waren erstere über das Olympiastadion verteilt wie das Haar über den Kopf von zweiterem. Kein schöner Anblick. Hat er die mit dem Leichtathletikweltverband IAAF kooperierenden Sponsoren und Fernsehstationen endgültig abgeschreckt? Oder hat

Tatsache ist: Die Athener zahlen so oder so die gesamte Zeche

das Dauermosern des IAAF- Präsidenten die Olympia-Chancen Athens beschädigt? Die Vorwürfe schwirren durch die Luft wie Fliegen in den mißglückten Metaphern von unsereinem. Nun die Tatsachen.

Eine Annahme ist: Nach magerem Beginn kamen Millionen vom Meer, das sie ja das ganze Jahr haben, ins Stadion, um es dem Nebiolo mal zu zeigen.

Tatsache ist: Wer das Pech hat, im August in Athen zu sein, weiß, daß das nicht sein kann.

Eine Annahme ist: Irgendwo müssen aber die Leute doch plötzlich hergekommen sein.

Tatsache ist: Man wußte, daß sie kommen würden, um Helden wie Speerwerfer Gatzioudis (GRE) und Hochspringer Papakostas (GRE) zu sehen.

Eine Annahme ist: Man hätte eine Ticket-Hotline für den Vorverkauf einrichten müssen.

Tatsache ist: Griechen entscheiden im letzten Moment.

Eine Annahme ist: Die offiziellen Zuschauerangaben sind frisiert, der Begriff „verkaufte Tickets“ irreführend.

Tatsache ist: Etwa 40 IOC- Mitglieder kommen regelmäßig. Zahlen aber nie.

Eine Annahme ist: Man läßt auch den Rest so rein.

Tatsache ist: Der Sportminister sagt, alle hätten Tickets.

Eine Anschlußannahme ist: Natürlich haben die alle Tickets. Die drängt man ihnen an den sie vertreibenden Kiosken auf.

Tatsache ist: Wie soll das gehen? Es gibt ja nur siebzehn Ticketkioske. Außerdem kriegt man sie auf den Rathäusern.

Eine Annahme ist: Man zwingt Schulklassen ins Stadion.

Tatsache ist: Schulferien.

Eine Anschlußannahme ist: Dann holt man sie halt aus den Feriencamps um Athen.

Tatsache ist: Die Kinder sind doch nicht blöd.

Eine Annahme ist: Soldaten kann man Zusehen befehlen.

Tatsache ist: Der äthiopische Major Haile Gebresilasie war auf Befehl seiner Regierung da. Die britische Sergeant Kelly Holmes kam, wurde verwundet und ging gleich wieder.

Eine Annahme ist: Die Brüder von Barkeeper Georgios St. (Name geändert) sind Soldaten und mittels Freikarten ins Stadion gelangt.

Tatsache ist: Georgios St. redet viel, wenn der Tag lang ist.

Eine Annahme ist: Nebiolos Idee, mit Lautsprechern aus Autos zu werben, hat die Veranstalter gerettet.

Tatsache ist: Es fuhren Autos mit Lautsprechern durch die Stadt. Die verkauften aber bloß wie eh und je Wassermelonen.

Eine Annahme ist: Die Athener sind richtig verärgert über Nebiolos Gemaule.

Tatsache ist: Eine Mutter namens Evgenia Tambaki machte sich ins Olympiastadion auf. „Wir sind verärgert“, sagte sie.

Eine Annahme ist: Tambaki hatte nichts besseres zu tun, weil sie ihre dumme Tochter (10) ins Ferienlager geschickt hatte.

Tatsache ist: Im Stadion trafen die beiden sich.

Eine Annahme ist: Die Geschichte stimmt.

Tatsache ist: Georgios St. hat sie erzählt.

Eine Annahme ist: Primo Nebiolos Suite kostet 1.090 Dollar pro Nacht. Die Parkplätze am Stadion bloß 2.000 Drachmen (13,50 Mark). Selbst das war den Athenern zu teuer.

Tatsache ist: Letztendlich zahlen sie so oder so die gesamte Zeche. pu