Unterm Strich

Vorwärts im Kampf gegen den Reformstau. Günter Grass will wieder seine Wahlkampfstiefel schnüren wie einst für Willy Brandt. Für eine rotgrüne Regierungskoalition will er diesmal seine Stimme erheben. Eine solche politische Alternative erscheine derzeit zwar noch verwaschen, ein Regierungswechsel sei aber notwendig, meinte Grass. Der Reformstau und die allgemeine Ideen- und Sprachlosigkeit müsse überwunden werden. „Die Ära Kohl liegt wie Mehltau auf der Gesellschaft“, sagte der Autor wörtlich. In der Deutschlandfunk-Sendung machte Grass deutlich, daß seine Sympathien bei Oskar Lafontaine liegen. Er hält den Parteivorsitzenden der SPD für den Mann mit den „weiterreichenden politischen Ideen“. Gerhard Schröder zu unterstützen bezeichnete er vor dem Hintergrund von dessen jüngsten Äußerungen zur Ausländerpolitik als schwierig.

Mehr Licht für den Pharao. Das Ägyptische Museum in Kairo nimmt aus Anlaß des 75. Jahrestags der Entdeckung des Grabes von Pharao Tutenchamun den größten Ausstellungsumbau in seiner 140jährigen Geschichte in Angriff. Dabei werden die Räume und Vitrinen mit dem Goldschatz des Pharaos, der von 1347 bis 1338 v. Chr. regierte, neu gestaltet, teilte die ägyptische Nachrichtenagentur Mena in Kairo mit. Eine bessere Beleuchtung und mehrsprachige Informationstafeln sollen die Ausstellung für Besucher attraktiver machen. Zum sagenhaften Goldschatz des im Alter von 18 oder 19 Jahren verstorbenen Pharaos aus der 18. Dynastie gehören unter anderem die mit Halbedelsteinen besetzte Maske aus schwerem Gold, Juwelen Gehänge sowie Waffen und Dinge für den täglichen Gebrauch. Howard Carter hatte 1922 für eine der größten Sensationen in der Archäologie gesorgt, als er das Grab von Tutenchamun im „Tal der Könige“ von Theben entdeckte.

Die Veranstaltungsbranche entdeckt das Börsenspiel. Man kann sich bisweilen fragen, ob sich hinter der stolzen Verkündung, mit seinem Produkt demnächst an die Börse gehen zu wollen, eine neue Form von Promotion verbirgt. Wer tummelt sich da nicht alles im Hausse-Fieber, von David Bowie bis zu schnöden Filmabspielstationen? Die Stella AG, die in Hamburg das „Phantom der Oper“ in der Neuen Flora präsentiert, braucht für ihre Rundum-sorglos-Kulturprojekte frisches Kapital und will dies ebenfalls über Aktienvergaben erzielen. Sechs Musicals, darunter „Miss Saigon“, hat Stella bislang auf deutsche Bühnen gebracht. Dabei geht es der Branche gar nicht besonders gut, aber das hat beim Börsengang von Fernsehsender Pro sieben offenbar auch nicht geschadet. Die endgültige Aktie gibt es ohnehin erst im Herbst, wenn Bölkstoffkonsument Rötger Feldmann alias Brösel alias Werner über den Achterbahn Verlag an die Börse düst. Ganz gewiß passend zum neuen Comic, oder was?