Ein riesengroßes Hundeklo

99mal „Kacke auch!“in zehn Minuten: Vierzig Kita-Kinder markieren im Lindenpark Hundehaufen mit grünen Warnschildern  ■ Von Heike Dierbach

Die sommerliche Idylle trügt: Auf den Rasenflächen im Lindenpark will jeder Schritt wohlüberlegt sein. Für die Fotografin kommt diese Warnung bereits zu spät. Angeekelt betrachtet sie ihre linke Schuhsohle: Hamburger Hundekot. „Kacke“, bemerkt Darius, fünf Jahre, ungeniert und steckt gewissenhaft ein Fähnchen mit gleichlautendem Aufdruck in das braune Häufchen.

99 grüne Warnschilder haben die 40 Jungen und Mädchen des Kindertagesheims der Christuskirche gebastelt, um die unduften Haufen in ihrem Park zu registrieren. Anlaß ist ein geplantes Sommerfest am kommenden Sonntag. „In so einer großen Hundetoilette kann man nicht feiern“, schimpft Sonja Deuter von der Elterninitiative der Kita, „deshalb haben wir beschlossen, auf die Zustände hier aufmerksam zu machen.“

Doch bevor es losgehen kann mit der Jagd auf die störenden Haufen, ist erstmal Foto- und Filmtermin. Die Kinder schwenken ihre pikanten Fähnchen mit einem Enthusiasmus, der königliche Familien vor Neid erblassen ließe. Dann schwärmen die kleinen SpurensucherInnen aus, den Blick beständig auf den Boden geheftet. „Ohne Hundehaufen können wir auf dem Rasen wieder Fußball spielen“, hofft der fünfjährige Alexander. Seine Erzieherin Bettina Mohr berichtet: „Wenn die Kinder draußen waren, müssen wir immer alle Schuhe kontrollieren.“

Die Jungen und Mädchen sind voll bei der Sache. In zehn Minuten sind alle Fähnchen verteilt und alles stürmt nach getaner Arbeit auf den Spielplatz. „Selbst in der Sandkiste finden wir Kot“, schimpft Andrea Bertin. Sie hofft auf eine „Woge der Empörung“und auf die Aktivität der Behörden: Ein Hundeareal soll das Problem lösen. Darius findet, man solle den Park ganz für die Vierbeiner sperren.

Die haben offensichtlich Lunte gerochen und halten sich in sicherer Entfernung. Nur eine junge Frau wagt sich in den Park, ihr schwarzer Liebling tobt ungerührt über die fähnchengeschmückten Flächen. „Meine eigenen Kinder lasse ich nicht hier spielen, hier liegt wirklich überall Kot“, erzählt die Tierfreundin und beteuert: „Gäbe es eine Vorschrift, den Kot einzusammeln, würde ich mich daran halten.“Ihr Bello erleichtert sich derweil auf einem sonnigen Plätzchen.

Auf die Eltern der Kita wartet nun der weniger angenehme Teil der Aktion: Sie wollen den Park bis zum Sonntag mit einem Satz gespendeter Gummihandschuhe eigenhändig reinigen. Auf dem Fest kann dann hoffentlich unbesorgt flaniert werden. Anlaß zu der Feier ist übrigens das neue interreligiöse Konzept der Kita. Die Finanzierung der Einrichtung ist wegen sinkender Kirchensteuereinnahmen nicht mehr gesichert. Nun strebt man eine Kostenübernahme durch die Jugendbehörde an, um nicht auf den Hund zu kommen.