■ Fußball
: Hertha läßt Gladbach knapp entwischen

Berlin (taz) – Jürgen Röber war sehr ungehalten. „So ein dermaßener Mist“, schimpfte der Trainer von Hertha BSC, meinte aber keineswegs das 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach. Was ihn so in Rage brachte, war die Beschwörung von Gespenstern aus der Vergangenheit in der lokalen Presse. Diese heißen Werner Fuchs und Horst Wolter und waren Trainer bzw. Manager jener Hertha, die 1990 mit fliegenden Fahnen in die Bundesliga gestartet und postwendend wieder abgestiegen war. Verständlich, daß Röber mit jenen Herren nichts zu tun haben will, doch der Vergleich drängt sich auf und wird so lange Bestand haben, bis die ersten Siege gelingen.

Am Sonntag war dazu eine glänzende Gelegenheit. Gladbach spielte „so schlecht wie seit einem halben Jahr nicht mehr“ (Peter Wynhoff), und vor allem Stefan Effenberg bot Fußball wie aus einem Comic strip. In der 31. Minute stoppte er den Ball für Rekdal, der prompt das 1:0 durch Andreas Schmidt vorbereitete, und seine Landung auf dem Hosenboden, als ihn der großartige Tadschike Mandreko mit einer Okocha-Pirouette ausgespielt hatte, besaß Slapstick- Qualität. Nur zweimal erwachte Effenberg aus seiner Lethargie. Kurz vor der Halbzeit beging er ein grobes Frustfoul an seinem hervorragenden Gegenspieler Dinzey, und in der 90. Minute jagte er einen Freistoß aus 16 Metern zum 2:2 ins Netz, nachdem vorher Veit (69.) das 2:0, Wynhoff (79.) den Anschlußtreffer erzielt hatte.

Bis zur 75. Minute hatte Hertha das Match total beherrscht, doch nach der gelb-roten Karte für Herzog brach die Mannschaft zusammen. „Wir haben gezeigt, daß wir sehr gut Fußball spielen können“, sagte Röber dennoch völlig zu Recht. Dasselbe hatte er vor Wochenfrist nach dem 1:1 gegen Dortmund postulieren können. Bislang sieht der Coach keinen Grund, daran zu zweifeln, daß das spielerische Potential der Berliner genügt, um dem Tabellenkeller – und den dort lauernden Gespenstern – zu entfleuchen.Matti

Borussia Mönchengladbach: Kamps – Chiquinho (87. Schneider), Fournier (66. Wynhoff), Andersson, Pedersen (79. Ketelaer) – Lupescu, Witeczek – Effenberg, Pflipsen – Pettersson, Juskowiak

Zuschauer: 51.321; Tore: 1:0 Andreas Schmidt (31.), 2:0 Veit (69.), 2:1 Wynhoff (79.), 2:2 Effenberg (89.)

Hertha BSC: Fiedler – Herzog, Karl, Sverrisson – Covic (77. Vural), Veit, Andreas Schmidt, Dinzey, Mandreko – Rekdal (68. Arnold/84. Preetz), Kruse