Neue Zypern-Gespräche

■ Pessimistischer Auftakt der Verhandlungen in der Schweiz

Glion (taz/dpa) – Ohne große Aussicht auf Fortschritte hat gestern in Glion bei Montreux ein erneuter Versuch zur Überwindung der seit 22 Jahren währenden Teilung Zyperns begonnen. Die auf fünf Tage angesetzten Gespräche zwischen dem griechisch-zypriotischen Präsidenten Glavkos Klerides und dem türkischen Volksgruppenführer Rauf Denktasch in einem Hotel 500 Meter oberhalb des Genfer Sees finden unter Vermittlung des UNO-Beauftragten Diego Cordovez und unter Ausschluß der Medien statt. Die UNO verhängte eine totale Nachrichtensperre.

Vor seinem ersten Treffen mit Klerides drohte Denktasch erneut mit dem sofortigen und endgültigen Abbruch aller innerzypriotischen Lösungsversuche, sollte die Europäische Union ihre bislang für Ende Januar nächsten Jahres angekündigten Verhandlungen mit der Regierung Klerides über einen EU-Beitritt Zyperns tatsächlich aufnehmen. Die Regierung der Türkei hatte letzte Woche für diesen Fall bereits die vollständige Annexion Nord-Zyperns angekündigt und einen weitgehenden Assoziierungsvertrag mit Denktasch und seiner international nicht anerkannten Regierung Nord-Zyperns abgeschlossen.

Denktasch erklärte, alle bisherigen Bemühungen der UNO um eine föderative Lösung zwischen Nord- und Süd-Zypern seien daran gescheitert, daß nur die griechische Seite international anerkannt sei. Ohne eine Veränderung dieser Rahmenbedingung sei auch weiterhin keine Lösung absehbar.

Denktasch verlangt ferner, daß Nikosia auf die für das nächste Jahr geplante Stationierung von 20 russischen S-300 Flugabwehrraketen verzichtet. Klerides beklagt dagegen die Anwesenheit von 35.000 türkischen Soldaten im Nordteil der Insel und verlangt langfristig ihre Entmilitarisierung.

Auf der Mittelmeerinsel leben rund achzig Prozent griechische Zyprer. Die türkischen Zyprer bilden mit 19 Prozent eine Minderheit. azu