Kommentar
: Gischt und Güte

■ Warum das Selbstgezapfte billiger und ökologischer als Mineralwasser ist

„Ein Glas Leitungswasser, bitte“, kommt irgendwie schlecht im Restaurant. Sowas kann mensch doch nicht trinken. Und schon gar nicht jemandem anbieten. Irden Wasser, aus Kieselsteinen frischgepreßt, klingt da schon anders. Das Gebirge bebt, Felsen klaffen auseinander, die Gischt sprüht werbesekundenlang und in Farbe. Die Millionen-Etats der Mineralwasserförderer versprechen das große Happening schlückchenweise.

Die Qualität ordinären Hamburger Leitungswassers braucht sich hinter Sprudel nicht zu verstecken. Die Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung sind in manchen Punkten strenger als die Vorschriften für den Flascheninhalt. Wer auf nitratarme Nahrung achtet oder achten muß, muß sogar gezielt suchen, um im Verkaufsregal Mineralwasser mit ähnlich geringen Werten zu finden. Für manche Menschen hat Mineralwasser zwar Vorteile. Leistungssportler können damit ihren erhöhten Mineralienbedarf decken, Milchzucker-Allergiker kommen auch so an ihre tägliche Calcium-Dosis. Otto Normalverbraucherin aber fällt nicht um, wenn sie ihren Durst aus der Leitung stillt.

Übrigens: Erst vor wenigen Wochen empfahl die Hamburger Verbraucherzentrale, nur Mehrwegflaschen zu kaufen, die in einem Umkreis von 120 Kilometern abgefüllt werden, um weite Leerfahrten zu vermeiden. Beim Selbstgezapften ist's noch umweltschonender: Kein LKW muß auch nur einen Kilometer fahren, selbst die Anfahrt zum Getränkehandel entfällt. Auch mal eine gute Umwelt-Nachricht. Fehlt nur noch der Werbespüot dazu. Achim Fischer