Tchibo verhandelt ums Postamt 5

■ Gemeinsamer Versand mit Eduscho am Bremer Hauptbahnhof?

Über die Zukunft des Versandhandels der beiden Kaffee-Filialisten Eduscho und Tchibo herrscht Verwirrung. Nachdem die taz gestern über 26 Entlassungen im Versand der neuen Tchibo-Tochter Eduscho berichtet hatte, wurde gestern über die Zusammenlegung beider Versandabteilungen spekuliert. Möglicher Standort: Das ehemalige Postamt 5 am Bremer Hauptbahnhof, für das die Post seit Monaten einen neuen Nutzer sucht.

Aus gut informierten Tchibo-Kreisen in Hamburg verlautete, Tchibo habe die Entscheidung für eine Konzentration in Bremen bereits getroffen. Nur die Übernahme der Immobilie, wo früher Pakete der Post verteilt wurden, sei noch nicht unter Dach und Fach.

Tchibo-Sprecherin Birgit Klesper wollte die Entscheidung jedoch nicht bestätigen: „Wir prüfen vielfältige Möglichkeiten“. Erst im Herbst wolle der Aufsichtsrat der Tchibo-Holding endgültige Entscheidungen über die neue Firmenstruktur treffen. Tchibo hatte seinen Bremer Konkurrenten im April von der Familie Schopf gekauft. Zur Zeit schreibt Eduscho rote Zahlen.

Für Tchibo in Hamburg hätte die Zusammenlegung mit Bremen keine Auswirkungen. Denn mit der Verpackung der Versandgüter ist die Firma Oppermann in Neumünster als Subunternehmer beauftragt. TelefonistInnen und Geschäftsführung des Versandes sollen in Hamburg bleiben.

Wie es hieß, hat Eduscho sich aber schon vor längerer Zeit für das leerstehende Postamt 5 interessiert. „Das wäre groß genug für die zusammengelegten Versand-Aktivitäten“, bestätigt Eduscho-Sprecher Rolf Helmbrecht. Die jetzigen Versand-Kapazitäten wären besonders zu den Stoßzeiten Weihnachten und Ostern voll genutzt. 18.000 Pakete versendet Eduscho im Durchschnitt pro Tag. Die Bremer Baubehörde würde nach eigener Aussage eine neue Nutzung genehmigen, wenn nicht nur reines Speditionsgewerbe geplant sei..

Dem Vernehmen nach haken die Verhandlungen über das Postamt 5 an den Preisvorstellungen der Post AG. Eine zunächst von der Post geforderte dreistellige Millionensumme halten Immobilienexperten für überzogen.

An dem Preis für das Postamt dürfte sich aber entscheiden, ob sich für Tchibo die Zusammenlegung des Versandes in Bremen lohnt. Es dürfte genau gerechnet werden: Denn noch bezahlt Eduscho Miete für seine Bremer Gebäude. Die gehören weiterhin dem ehemaligen Firmenbesitzer Schopf, der Eduscho für 200 Millionen Mark verkauft hatte. jof