Ozon zwingt zum Hausarrest

■ Bündnisgrüne fordern Verschärfung des Ozongesetzes. Senat sieht bei derzeitigen Werten keine Veranlassung

Asthma. Brennende Augen. Kopfschmerzen. Seit zwei Tagen sitzt Gudrun Schneider in ihrer Wohnung. Nur zwei Stunden war sie draußen, das war vor drei Tagen, und seitdem hat sie mit starkem Asthma, brennenden Augen und starken Kopfschmerzen zu kämpfen. „Das liegt an der erhöhten Ozonkonzentration“, ist sich Gudrun Schneider sicher. Es sei ja nicht der erste Sommer, in dem sie leide. „Ich habe das Gefühl, jedes Jahr wird es schlimmer.“ Alle Jahre wieder: Sind die ersten heißen Sommertage da, droht der Sommersmog, entbrennt die Diskussion um eine Verschärfung des Ozongesetzes.

Die ersten heißen Sommertage sind da, der Sommersmog ist auch da, und Hartwig Berger, der umweltpolitische Sprecher der Bündnisgrünen, hat gestern Umweltsenator Peter Strieder (SPD) aufgefordert, eine Initiative des Landes Schleswig-Holstein zur Verschärfung des Ozongesetzes zu unterstützen. Bereits im Mai hatte die schleswig-holsteinische Landesregierung angekündigt, über den Bundesrat das Sommersmog-Gesetz zu verschärfen. Demnach sollen bereits bei deutlich niedrigeren Ozonbelastungen als bisher Fahrverbote und Tempolimits verfügt werden.

Noch liegt der bundesdeutsche Grenzwert für Sommersmogmaßnahmen bei 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Eine Absenkung auf 180 Mikrogramm fordert der schleswig-holsteinische Umweltminister Rainder Steenblock (Grüne). Ob sich Berlin der Initiative anschließen wird, ist fraglich. Der Senat sieht angesichts der derzeitigen Ozonkonzentration von 137 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft keinen Grund zur Sorge.

Als die größte Quelle des Sommersmogs bezeichnet Hartwig Berger den Autoverkehr. „Der muß verringert werden, damit die Menschen wieder einigermaßen durchatmen können.“ Während Ozon in den oberen Luftschichten lebensnotwendig ist, da es als Schutz gegen gefährliche UV- Strahlen der Sonnen wirkt, entwickelt es sich in Bodennähe zu einem giftigen Reizgas. Grund: der Autoverkehr. Folge: Gesundheitsschäden wie Asthmaanfälle und Allergieerkrankungen. Eine Greenpeace-Studie hat ergeben, daß vor allem Kinder durch das Atemgift Ozon gefährdet sind.

Schon seit langem fordert Hartwig Berger, daß an solch heißen Tagen wie diesen folgende Regelung in Kraft tritt: An ungeraden Tagen dürfen nur Autos mit ungeraden Nummern fahren, an geraden Tagen nur Autos mit geraden Nummern. Und Tempolimit sei sowieso ein Muß.

Einen durchschnittlichen Mittelwert von 137 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft vermeldete gestern der Deutsche Wetterdienst Potsdam, „sommerlich normal“, so Pressesprecher Blume. Allerdings: Das sommerliche Wetter werde noch bis zum Wochenende anhalten. Bis zum Donnerstag sei mit Tagestemperaturen bis zu 34 Grad zu rechnen. Ein weiterer Anstieg der Ozonkonzentration wird erwartet. Jens Rübsam