American Pie
: Ein Fan namens Jordan

■ Erfolgreiche erste Saison der Frauen-Basketball-Liga WNBA

But I knew I was out of luck

„In Frankreich redet niemand über Frauenbasketball“, sagt Isabelle Fijalkowski von den Cleveland Rockers, „es ist aufregend, da zu spielen, wo sich Leute für die Spiele interessieren.“ Tatsächlich ist das Interesse an der WNBA in den USA größer, als es selbst die optimistischen Organisatoren des NBA-Ablegers erwartet hatten. Größer auch als das Interesse an der anderen Frauen-Basketball- Liga, der ABL, die ihre erste Saison im Frühjahr beendete. Bei den Spielen der New York Liberty kommen selten weniger als 15.000 Menschen in den Madison Square Garden, die durchschnittliche Zuschauerzahl liegt nahe bei 10.000. Das samstägliche Spiel der Woche, das live von NBC übertragen wird, erreicht in der Regel rund zwei Millionen Haushalte, aber auch die beiden anderen Kanäle, die WNBA-Matches übertragen, ESPN und Lifetime, sind überaus zufrieden.

Im Duell der beiden Ligen scheint sich die Waagschale eindeutig zur WNBA zu neigen, auch wenn ABL-Manager Steve Hams weiterhin postuliert, daß seine Organisation in der Lage ist, eigenständig zu überleben: „Wir sind zuversichtlich, daß wir den richtigen Plan für Frauenbasketball haben.“ Das bessere Konzept hat jedoch die WNBA, was vor allem an der wirtschaftlichen Macht der NBA liegt. Eine Organisation, die gleich die Werbespots mitliefert, hat natürlich bessere Chancen, gute TV-Sendezeiten zu bekommen. Außerdem liegt die Saison, die am 30. August mit einem einzigen Finalspiel endet, sehr günstig. Während die ABL mit Football, Eishockey, College-Basketball und der NBA konkurrierte, hat es die WNBA nur mit Baseball zu tun. „Und wenn du mit einer Liga konkurrierst, die nicht weiß, was sie will“, so Lifetime-Vizepräsident Brian Donlon, „hast du es ganz schön gut.“

Die ABL siedelte ihre Teams in Schwerpunkten des Collegesports an, die WNBA in den Zentren der NBA. Genauso wird auch gespielt. In der ABL dominiert guter, solider Basketball nach College-Tradition, die WNBA setzt auf Glamour und Spektakel. Sie hat darauf geachtet, Spielerinnen mit Charisma zu verpflichten. Olympiastars wie Lisa Leslie, Rebecca Lobo, Sheryl Swoopes, Veteraninnen wie Nancy Lieberman-Cline und Cynthia Cooper, ausländische Stars wie die riesige, immer lächelnde Chinesin Zheng Haixa, die Australierin Michelle Timms, die Französin Fijalkowski. Da besonders Frauen angesprochen werden sollen, ist die Fernsehberichterstattung ebenso weiblich besetzt wie der Posten des Coaches bei den meisten Teams. Die Spielweise in der WNBA ist, auch wenn der erste Dunk noch auf sich warten läßt, rasant, körperbetont und spektakulär, das Publikum wird mit Fastbreaks und blitzschnellen Kombinationen bei Laune gehalten.

Obwohl es nur noch wenige Spieltage sind, haben sechs der acht Teams noch Chancen auf die vier Finalplätze, lediglich Sacramento und Utah Starzz sind abgeschlagen. Fast sicher in der Endrunde, die nach Final-Four- Modus in zwei Semifinals und einem Endspiel ausgetragen wird, sind New York und die Houston Comets, während Marlies Askamps Phoenix Mercury nach sieben Niederlagen in den letzten neun Spielen den Spitzenplatz in der Western Conference noch an die Los Angeles Sparks verlieren kann. Ebenfalls weiter im Rennen: Cleveland Rockers und Charlotte Sting.

Spätestens in der Endrunde will auch Sheryl Swoopes, die trotz gelber Begrüßungsrosen von Charles Barkley nach ihrer Babypause noch keinen Punkt für Houston erzielte, in guter Verfassung sein und dem Namen Ehre machen, den sie ihrem neugeborenen Sohn, treuer Fan am Spielfeldrand, verlieh. Eric Jordan nannte sie den Sprößling, fragte aber vorher beim Namenspatron an, ob ihm dies genehm sei. „Kein Problem“, sagte Michael Jordan, „solange er einen guten Sprungwurf hat.“ Matti Lieske