Rechtschreibreform schlägt unvermutet hohe Wellen

■ betr.: LeserInnenbrief zum Thema, taz vom 7. 8. 97

Warum haben C. Grupe und alle anderen GegnerInnen der Rechtschreibreform eigentlich so eine wahnsinnige Angst vor den geplanten Neuerungen? Wieso ist im Zusammenhang mit der Reform derart häufig Polemik und unsachliche Information im Spiel – z. B. die Mär von der „Filosofie“, die nie zur Debatte stand? Haben die Menschen in diesen Zeiten vielleicht Angst, neben ihrer Arbeit, ihrem Selbstwertgefühl oder ihrer Identität auch noch die „ewigen Gültigkeiten“ der Orthographie zu verlieren und tun deshalb so, als seien diese gottgegeben?

Ich bekenne hiermit: Ja, ich will diese Reform! Unsere Rechtschreibung wurde vor nicht einmal hundert Jahren ebenso willkürlich festgelegt, wie sie jederzeit geändert werden kann. Das Ziel bei Veränderungen muß sein, Regeln zu vereinheitlichen und durchschaubar zu machen, um möglichst vielen Schreibenden eine fehlerlose und einfache Beteiligung an diesem System zu ermöglichen. Denn das mißachten die GegnerInnen gern: Jedes Regelsystem zieht Grenzen zwischen denen, die es beherrschen und den anderen, die es nicht beherrschen. Die Vereinfachung der Orthographie ist deshalb vor allem auch ein demokratischer Akt! Diejenigen, die aus rein egoistischen Motiven diese Reform verhindern wollen, gehören doch in der Regel zu denen, die kaum oder keine Probleme mit der Rechtschreibung haben!

Ich lasse mir gern von den GegnerInnen erklären, weshalb es gut sein soll, zwar „Nummer“, aber „numerieren“ zu schreiben oder „Platz“, aber „plazieren“, weshalb man denn nun „st“ nicht trennen darf und was gegen die „Schifffahrt“ einzuwenden ist. An den drei „f“ kann es ja wohl nicht liegen, denn Sie schreiben ja „Sauerstoffflasche“ auch nach alten Regeln hoffentlich so und nicht anders, C. Grupe, oder? Rüdiger Behschnitt, Frankfurt/ Main