Bestechlicher „Domherr“

■ Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Beamten der Wirtschaftsbehörde

Sind Hamburgs Beamte bestechlich? Diese Frage stellt sich seit gestern die Staatsanwaltschaft am Hanseatischen Oberlandesgericht. Sie beauftragte das Dezernat Interne Ermittlungen gegen den Chef des Domreferats in der Hamburger Wirtschaftsbehörde wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Untreue zu ermitteln. Um Beweismaterial sicherzustellen, wurden gestern die Amtsräume des „Domherren“durchsucht.

Der 55jährige Eberhard L. ist der entscheidende Mann, wenn es um die Standplätze auf dem Hamburger Dom geht. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt ihn nun, einigen Schaustellern auf dem Dom bevorzugt Plätze zugeteilt zu haben. Im Gegenzug soll er dafür blanko unterschriebene Überweisungsvordrucke eines Fördervereins der Schausteller erhalten haben. Ausgeben sollte L. das Geld für Werbemaßnahmen des Vereins. In sechs Fällen soll der „Domherr“die Blankoüberweisungen jedoch für private Zwecke benutzt haben, unter anderem um die Abschiedsfeier für eine Mitarbeiterin zu bezahlen.

Die Wirtschaftsbehörde hat ihrem „Domherren“inzwischen – „auf ausdrücklichen Wunsch von Herrn L.“– bis zur Aufklärung des Bestechungsvorwurfes „andere Aufgaben übertragen“. Zugleich stellt sie sich hinter ihren Top-Beamten: L. sei „ein hochengagierter Mitarbeiter“, der bei seiner Arbeit „ein außerordentlich hohes Organisationstalent bewiesen“habe. flo