„Vor Ort“auf St. Pauli

■ Stadtteilladen in der Wohlwillstraße will Initiativen vernetzen und bietet Raum für Ausstellungen und Beratungsangebote

Durch das große Glasfenster blickt man auf die geschäftige Wohlwillstraße, Sonne erhellt den kleinen Raum: Der Stadtteilladen St.Pauli Nord befindet sich mitten im Leben. Damit er sich auch mit selbigem füllt, haben eine Handvoll tatkräftiger BewohnerInnen des Viertels vor kurzem den Verein „vor Ort“gegründet.

„Wir wollen ein breites Spektrum von Initiativen vernetzen“, erläutert Gudrun Meyer vom Vorstand das Ziel des Vereins. Bisheriger Nutzer des Ladens ist der Verein „Beschäftigung und Bildung e.V.“, der im Rahmen des Armutsbekämpfungsprogrammes der Stadtentwicklungsbehörde (STEB) Projekte für St. Pauli Nord entwickelt – allerdings nur noch bis Ende des Jahres. Dann läuft das dreijährige Programm der STEB aus, um das es zu Beginn wegen der Verteilung von Geldern einigen Ärger im Viertel gegeben hatte.

„Wir möchten in der neuen Initiative auch die Gruppen integrieren, die damals aus dem Laden ausgestiegen sind“, hofft Gudrun Hammer. Die engagierte 44jährige und ihre MitstreiterInnen haben sich viel vorgenommen: Beratung soll im Stadtteilladen angeboten werden, Ausstellungen organisiert, bestehende Initiativen unterstützt werden.

Getragen wird der Verein bisher von sechs Initiativen, darunter der Tauschring St. Pauli, und vier Einzelpersonen. Die gesamte Arbeit wird ehrenamtlich geleistet, eine halbe Stelle ist geplant, um kontinuierliche Öffnungszeiten zu gewährleisten. Vorstandsfrau Valerie Aleta ist optimistisch, daß die nötigen finanziellen Mittel für Miete und Halbtagskraft von der Stadt bereitgestellt werden.

„Wir sind ja für die auch billig“, bemerkt Gudrun Meyer. Daß man als Feigenblatt für die Politik dienen könnte, übersieht man bei „vor Ort“nicht, aber „eine Verweigerungshaltung bringt auch nichts“, meint Meyer. Hans-Georg Werner vom Verein „Anwalt des Kindes“betont: „Wir sind politisch, aber nicht parteipolitisch.“Langfristig will „vor ort“unabhängig vom Stadtsäckel werden und nach anderen Finanzierungsformen suchen.

Heike Dierbach