Post für Thälmann

■ Versicherungen und Abos für Tote. „Die Woche“ wollte „Teddy“ als Leser gewinnen

Eine Lebensversicherung schickte ein Formular zum Ausfüllen – an Herrn Ernst Thälmann, Danzigerstraße 101, Kulturamt Prenzlauer Berg. Eine Lottogesellschaft schickte ein Vierteljahreslos – an Herrn Ernst Thälmann, Danzigerstraße 101, Kulturamt Prenzlauer Berg. Die Woche schickte ein Abo zur Unterschrift – an Herrn Ernst Thälmann, Danzigerstraße 101, Kulturamt Prenzlauer Berg.

Und weil man in Hamburg froh ist über jeden Leser im Osten – der Wochenpost-Kill hat auch die letzten vergrault – schickte die Woche gleich noch ein Abo hinterher – diesmal an Herrn Georgi Dimitrow (wochenscharff!!!), Danzigerstraße 101, Kulturamt Prenzlauer Berg.

Fortan schickte sich Frau Kothe vom Kulturamt Prenzlauer Berg an, diesem nekrophilen Treiben ein Ende zu bereiten. Sie rief an bei der Woche in Hamburg. Fragte, was das soll. Die Dame von der Woche-Leser-Werbeabteilung war peinlich berührt. Sie entschuldigte sich für den Lapsus und faxte ein Schriftstück mit dem Abo-Wunsch Ernst Thälmanns zurück ins Kulturamt Prenzlauer Berg, Danzigerstraße 101.

Was Frau Kothe sofort auffiel: Eine Fälschung, dieser Wunsch. Warum das die Woche nicht selbst merkte, soll hier nicht weiter erörtert, sondern nur schmunzelnd zur Kenntnis genommen werden.

Bleiben nur kriminalistische Fragen und drei Vermutungen. Ist hier ein Scherzkeks am Werk? Oder gar einer, der Adressen verkauft? Oder vielleicht ein Thälmann-Park-Anwohner, der auf seinem Balkon sitzt und abwechselnd glaubt, er sei Thälmann oder Dimitroff? Herr Woche-Bissinger, übernehmen Sie! Jens Rübsam