■ SURFBRETT
: Nachrichten aus Sacramento

Irgendwie bin ich nicht zum Surfer geboren. Schnell habe ich genug, wenn sich vor meinen Augen langsam die dritte Sprungstelle aufbaut und ich in dem groben Gerüst bereits erkennen muß, daß diese Webpage es auch irgendwie nicht bringt.

Wozu, verdammt, ist dieses Internet gut, wenn einem die Zeit lieb ist? Wo ist der Nutzwert für den Nichtfreak, Nichtcomputerspezi, Nichtwissenschaftler? Über die erste frühe Krise halfen die Webpages der Tageszeitungen. Doch schnell wurde es fad, mühsam auf dem Bildschirm zu lesen, was sich viel bequemer in Cafés durchblättern läßt. Also nur noch Surfen, wenn man topaktuelle Infos sucht, über Stipendien, Raumfahrtmissionen, neue Produkte oder was weiß ich. Doch selbst wenn man die richtige Adresse geschickt errät und sich die Suchmaschine und damit etwas Telefonzeit ersparen kann, auf der Homepage lauert regelmäßig das Grauen: Selten sind die Infos aktueller als der Aushang vor einem Einwohneramt. Von wegen Infohighway!

Was meine Begeisterung vor zwei Jahren rettete, war ein kleiner amerikanischer Dienst namens Nando.net (http:// www.nando.net), der ständig aktualisiert wird und Nachrichten aus aller Welt verbreitet wie eine Nachrichtenagentur. Leider etwas zentriert auf die USA, aber doch allgemein und aufmerksam genug, um gut auf dem laufenden zu sein. Vor allem der Wissenschaftsteil lohnt sich. Hinter dem Nando.net steckt McClatchy Newspapers, ein kleiner US-Zeitungsverlag, dessen Flaggschiff Sacramento Bee heißt, die „34größte Zeitung der USA“, wie der Infotext stolz hervorhebt. Das klingt nicht besonders, aber vielleicht ist gerade das der Grund, warum der Service so gut ist. Große Verlage mit überregionalen Produkten müßten wohl eher fürchten, ihren gedruckten Produkten Konkurrenz zu machen. Hinter den Meldungen in Nando.net aber stecken durchaus seriöse Quellen wie Reuter oder das New York Times Syndicate. Alle drei bis sechs Minuten kommt eine neue Meldung hinzu – so muß Internet sein. Einzig vergleichbar war da das deutliche poppigere Angebot von CNN (http://www.cnn.com), doch meist sind die Nando-Berichte ausführlicher, genauer. Vor allem gefiel mir das sparsame Design der Seiten zugunsten geringer Wartezeiten beim Laden.

Drei Jahre nach seiner Gründung hat sich nun Nando.net leider auch Frames zugelegt. Dafür kommt es nun in sanftem Grün und Beige daher und hat ein kleines Archiv. Ich werde mich daran gewöhnen. Matthias Urbach

urbach@taz.de