■ Die jutetaschen- und autowachsfreie HSV-Fanartikelzone
: Wunschlos glückliche Anhänger

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Intensität, mit der Vereine der Fußball-Bundesliga ihre Anhänger mit Fanprodukten eindecken, erreicht allmählich das Niveau von amerikanischen Profisportarten. Während jedoch in den USA schon seit Jahrzehnten ein Devotionalien-Overkill herrscht, verlief die Entwicklung in Deutschland eher zaghaft. Die Vereine haben erst Anfang der 90er Jahre entdeckt, daß mit Lizenzprodukten eine gute Stange Geld zu verdienen ist.

Der HSV-Fanartikel-Katalog 97/98 präsentiert sich soweit auch äußerst professionell. Zunächst begrüßen uns der Vorstandsvorsitzende Uwe Seeler und die Spieler recht herzlich, um dann sogleich statt den Ball den Rubel rollen zu lassen.

Auf fast 40 Seiten – im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgespeckt – wird dem schwarz-weiß-blauen Sympathisanten ein Angebot offeriert, das „keine Wünsche offenläßt“, meint zumindest Ober-Rothose Seeler. Das Sortiment reicht vom Glasuntersetzer (1,95 Mark), der Bodylotion (18,90 Mark) über den Zylinderhut (44,90 Mark) und das vierteilige Menü-Besteck (49,90 Mark) bis zur Lederjacke (599 Mark). Auf Jutebeutel made in Russia oder dänisches Autowachs wurde wohlweislich verzichtet.

Aber selbst der kritische Beobachter muß zugeben, daß das alles sehr übersichtlich und nett anzusehen ist, zumal der HSV dieses Jahr auf den peinlichen Versuch verzichtet hat, seine – vorwiegend männlichen – Fans mit spärlich bekleideten Badenixen a la Baywatch zum Kauf zu animieren. Statt dessen vermitteln die Steckbriefe der Spieler sogar einen Anflug von Information.

Von Vermarktung und Merchandising mag man halten, was man will: Der Warenkatalog des HSV ist auf jeden Fall einer der besseren seiner Art. Und wer nun unbedingt den Drang verspürt, sollte ruhig einmal bei den HSV-Fanshops in der Rothenbaum-chaussee 100/Ecke Turmweg ( Daniel Ganama