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StörzeileEndlich durchgreifen

■ Null Toleranz für pissende Männer. Denn: Urinating is a Labour issue

Da: eine Mauer. Die kriminelle Energie wandert direkt in die männliche Blase. Die Hand greift zwanghaft zum Hosenschlitz, raus mit dem Ding, schon fließt der Strom. „Verpiß dich“, entfährt es frau. „Wenn ich doch muß!“schallt es zurück. Ja, wenn er doch muß! Als müßten Frauen nie. Als sei die Naturgewalt des verkümmerten X-Chromosoms so groß, daß mann Windeln anlegen müßte, wenn aufs Open-Air-Pissen verzichtet würde.

Und wo ist die Polizei, um das aggressive Vollpissen des öffentlichen Raums zu verhindern? Schon eine kurze, aber gründliche empirische Analyse belegt: Die Anwendung der Gesetze ist zu lau, zu lasch, zu langsam. Dabei ist die Schönwetterlage längst vorbei, die Schlechtwetterfront dräut. Ganze Stadtteile drohen umzukippen beziehungsweise zu ertrinken. „Wir können nichts tun“, greint mancher Polizist. Kaum nehme man die Strafverfolgung auf, schon würde Beweismaterial – nein, nicht geschluckt – in Kleidungsstücken versteckt. Die Justiz sei an allem schuld. Sie lasse die Pis-somanen wieder laufen. Geschlossene Unterbringung würde von den Richtern als unverhältnismäßig angesehen.

Doch selbst im präventiven Bereich läßt der Senat falsch verstandene Liberalität walten. „Niemand muß in Hamburg draußen pinkeln“: Könnte nicht ein solches Plakat Unrechtsbewußtsein schaffen? Sehenden Auges läßt die Politik zu, daß Hamburg zur Hauptstadt des öffentlichen Pissens verkommt.

Herr Bürgermeister, greifen Sie endlich durch! Und zwar mit „Null Toleranz“. Public urinating is a Labour issue. Silke Mertins

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