Frisches Gold zeigt wieder die Zeit

Lobet den Herrn, ab Samstag können die Bremer BürgerInnen am Martiniglockenturm wieder sehen, wie ihre Zeit vergeht. Die goldenen Zifferblätter werden frisch renoviert wieder aufgehängt.

„So Gott will! Wenn's dem Herrgott gefällt, geht alles gut“, meint Hans-Siegfried Drefahl, einer der drei Bauherren der evangelischen Martinigemeinde. Er und seine Kollegen kümmern sich ehrenamtlich um Bauarbeiten an der Kirche.

Um eins nach Zwölf geht es mit dem ersten Zifferblatt wieder aufwärts. Der Windenmotor röhrt, und zügig surrt die ungefähr 200 Kilo schwere Scheibe am Stahlseil Richtung Kirchturmspitze. Oben am Glockenturm, schwindelige 70 Meter vom Erdboden entfernt, hängt Franz-Josef Skrzipek aus Burgdorf bei Hannover, spezialisiert auf Kirchturmrenovierung, und leitet die Aktion per Funk. Sein Fahrstuhl gleicht von unten eher einer Kinderschaukel, gesichert ist der Fachmann mit einem am Seil verankerten Hüftgurt. Obwohl das flache Eisenrund bange Sekunden lang wie ein Pendel von links nach rechts baumelt, ist es eine schnelle Minute später dem Herrgott schon 60 Meter näher.

Dreißig Jahre hatten die Zeitmesser Sturm, Regen und Sonne getrotzt. Am 10. Juli waren sie dann reparaturbedürftig abgenommen worden. Der Rost hatte die Eisenscheiben angenagt, und die Goldauflage von Zeigern und Ziffern war – völlig losgelöst – weggeflattert.

Über die Kosten der Renovierung wolle er nicht reden, wehrt der siebzigjährige Bauherr ab, „aber,“sagte er dann verschmitzt, „dadurch, daß kein Gerüst aufgebaut worden ist, hat die Gemeinde 40.000 Mark gespart.“Finanziert wurden die Arbeiten durch Stadtgrün, die Bremer Evangelische Kirche und Spenden.

Mit einer dicken Schraube in der Mitte und etwas kleineren am Rand werden die Zeitscheiben jetzt am Turm sturmsicher fixiert. Alle vier müssen in Richtung Martinistraße hochgehievt und rund um den Kirchturm an ihren Platz gezogen werden, da die anderen Seiten des Gebäudes für solche Aktionen nicht zugänglich sind. kk / Foto: Sol Arrese