Ozon: Unsichtbarer Würger

■ Seit einer Woche schlingert Bremen am Ozonalarm vorbei

Ein pelziges Kratzen im Rachen verrät den Hinterhalt. Schluckt das Opfer, hat der unsichtbare Würger längst zugegriffen. Ozon heißt der und ist ein „es“, ein Gas (siehe Kasten).

Die Meßstelle an der Theodor-Heuss-Allee weist seit einer Woche Höchstwerte knapp unter dem Grenzwert 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft aus. Nach dem Erreichen von 180 mg an einer der fünf Meßstationen wird erster Ozonalarm ausgelöst. Über das Radio werden dann die BremerInnen gebeten, aufs Auto zu verzichten. Auspuffgase sind eine Hauptursache für Ozonbildung.

„Ab 240 mg wird ein Fahrverbot für schadstoffreiche Autos verhängt“, sagt Adelheid Hirsch vom Bremer Umweltsenat. Aber es gibt großzügige Ausnahmen.

Bremen allein kann kein Fahrverbot verhängen. Erst wenn drei Meßstationen, mindestens 50, höchstens 240 Kilometer voneinander entfernt, 240 mg Ozon ausweisen, werden die Behörden tätig, sagt Frau Hirsch. Werden für den nächsten Tag ebenfalls 240 Mikrogramm Ozon erwartet, wird das Fahrverbot verhängt. Bruns-Kösters, Sprecher der Bremer Umweltbehörde, meint, daß die Fahrverbote schwer zu kontrollieren seien. Umweltverbände kritisieren Ausnahmen vom Fahrverbot, Autoreisen sind zum Beispiel erlaubt.

„Wärme ist in der Regel für Lungenkranke angenhmer als Feuchtigkeit oder Kälte. In Verbindung mit Ozon können aber bei Asthmakranken Reizungen aktiviert werden. Brennen in den Lungen und Luftnot sind die Folgen“, sagt der Lungenarzt Jürgen Schliep aus Bremen. Laut saarländischem Umweltministerium kribbelt es ab 160 mg Ozon pro Kubikmeter Luft bösartig in der Lunge, entzündliche Gewebereaktionen sind bei Kindern, Kranken und älteren Menschen möglich.

Da der behördliche Weg zum Ozonalarm lang ist und nach Luft ringenden Menschen wenig Erleichterung verschafft, hat die Schleswig-Holsteinische Regierung eine Initiative in den Bundesrat eingebracht, Grenzwerte für einen Ozonalarm herabzusetzen und Ausnahmeregelungen vom Fahrverbot zu verschärfen. Markus Stiegler, Leiter des Kieler Ministerbüros für Umwelt: „Die jetzige Regelung ist als Schutzmaßnahme unbrauchbar. Wir müssen schon ab 180 mg Ozon Fahrverbote verhängen und dürfen keine unkontrollierbaren Ausnahmen zulassen.“Der Bundesrat entscheidet im Herbst. „Im Prinzip ist die Umweltsenatorin für die Kieler Initiative“, sagt ihr Sprecher Bruns-Kösters, „aber sie muß mit der CDU verhandeln, wie im Bundesrat abgestimmt wird.“ schuh