■ Soundcheck
: Tom Jones / A Subtle Plague

Gehört: Tom Jones/A Subtle Plague. Tom Jones ist ein Tiger. Für gewöhnlich leben Tiger in Zoos. Tom nicht, doch hat er auch nie von sich behauptet, ein normaler Tiger zu sein. Kurz vor der 15minütigen Sektpause machte Tom „Grrrr“. Alle lachten lüstern, keiner hatte wirklich Angst. Dem stadtfeinen Publikum lief der Speichel aus den Mundwinkeln. Und von dort aus in den Schoß, wo es nebenbei auch rege pulsierte, als Tom sich nämlich wenig später sein Jacket vom Leibe riß. Die Luft war erfüllt von Chanel No. 5. Das muß so sein, doch war die Luft ebenso geschwängert mit flackernden bunten Lichtern und Musik, ja: Musik! Tom Jones, die Stimme, der pralle Steinbruch, stand einer Big Band vor, die präzise Las Vegas zelebrierte, und doch auf den Stahl in den Eiern des Tigers setzte. Und zwar zu Recht; von weitem sah Tiger-Tom zwar aus wie Eros Ramazzotti in dick, doch nahe der Bühne bebte es – Tiger-Timbre!! Damen-Parfüm mischte sich zusehends mit Männerschweiß. Keine schlechte Mischung, doch zurück zum Wohlgeruch, zum Soul, zur Bühne: Udo Jürgens, guter Wein und Tom Jones haben etwas gemein. Das Wissen um ihren Appeal, um die vertuschten Sehnsüchte der weiblichen Fans – um die nervösen Männer, die sie zu beschützen versuchen. Na ja, und das Alter, das sie reifen läßt – Tom Jones, die amerikanische Frage auf die deutsche Antwort Klaus-Jürgen Wussow.

Im fast ausverkauften CCH herrschte Dienstag abend Rauchverbot. Claus-Jürgen Wussow würde dies in seiner Rolle als verschmitzter Prof. Dr. Brinkmann absolut begrüßen. Wir jedoch bestellten uns einen Mietwagen ins Knust, wo eine Band namens A Subtle Plague auf dem Programm stand. Die leben auch nicht im Zoo, die sind auf Tour zu Hause. Und so roch das auch. Kein Chanel, aber Gitarren, endlich. Fünf Säcke, zehn Eier, alles Stahl, eine Frau, kein Chanel. Subtile Sexismen jedoch will niemand lesen, nicht in der taz hamburg!!

Benjamin v. Stuckrad-Barre (gerade Schrift) + Max Dax (kursive Schrift) + JMS (Foto)