Große Sitzung mit kleinem Fortschritt

■ Konflikt um Grünflächen-Bebauung in der Chemnitzstraße schwelt weiter

Die Runde tagte stundenlang und ging doch fast ergebnislos auseinander. Altonas Bezirksamtsleiter Peter Strenge, die Altonaer Bezirkspolitiker Horst Emmel (SPD) und Olaf Wuttke (GAL) diskutierten am Mittwoch im „Haus 3“ mit den Investoren Andreas Wankum und J. Geldmann und den BewohnerInnen des Wohnprojektes Chemnitzstraße 3-7 verschiedene Modelle der Bebauung des Altonaer Eckgrundstücks Chemnitzstraße15/Karl Wolff-Straße. Eine Einigung in dem Bau-Monopoly, bei dem auch die Finanzbehörde und der Sanierungsträger Steg mit hohem Einsatz mitmischen, ist zwar nicht in Sicht, doch wollen die TeilnehmerInnen der Runde zumindest „weiter miteinander reden“.

Die Fronten sind dabei klar: Wankum und Geldmann wollen auf der heutigen Grünfläche, für die der gültige Bebauungsplan Altona 17 eine Wohnbebauung vorsieht, ein fünfstöckiges Wohnhaus errichten. Auf rund 2000 Quadratmetern Nutzfläche sollen eine Altentagesstätte, vier von der evangelischen Stiftung Alsterdorf betreute Behindertenwohnungen sowie 17 Sozialwohnungen untergebracht werden.

Die benachbarten WohnprojektlerInnen wehren sich aber gegen eine Total-Bebauung der Freifläche, auf der drei Bauwagen und ein Kinderspielplatz beheimatet sind. Ihr Argument: Eine weitere Verdichtung des engbebauten Quartiers würde eine der letzten öffentlichen Grünflächen in dem Bereich vernichten, die gerade von Kindern dringend gebraucht wird, um zumindest notdürftig ihren Bewegungsdrang auszuleben.

Die WohnprojektlerInnen präsentierten deshalb am Mittwoch ein Gegenkonzept, daß nur eine einstöckige Teilbebauung des Freigeländes mit einer Kindertagesstätte vorsieht. Zudem sollte die Chemnitzstraße zwischen Holstenstraße und Karl-Wolff-Straße für Fahrzeuge gesperrt werden: damit alle die neue Tagesstätte und die gegenüberliegende Grundschule besuchenden Kinder von den Gefahren des Verkehrs verschont bleiben.

Der Alternativ-Entwurf genießt zumindest in Teilen der Altonaer SPD und GAL Sympathie; hatte sich die rot-grüne Bezirkskoalition doch schon im vergangenen Jahr ebenfalls dafür eingesetzt, das Grün nur teilweise zu bebauen. Doch die Altonaer wurden von der Finanzbehörde und der Steg zurückgepfiffen. Beide wollen eine Vollbebauung um jeden Preis. Und Bezirksamtschef Strenge weiß: „Wir müßten die Totalbebauung genehmigen, da der Bebauungsplan sie eindeutig ausweist“.

Die Investoren Wankum und Geldmann boten am Mittwoch einen „Kompromiß“ an, der für die WohnprojektlerInnen keiner ist: Zwischen ihnen und dem Neubau soll Platz für eine drei Meter breite Einfahrt gelassen werden, der einen Zugang zu dem hinter dem Wohnprojekt liegenden Mini-Garten ermöglicht.

Zwar lehnten die Investoren auch die Alternativ-Pläne nicht in Bausch und Bogen ab, doch können sie sich keinen Knatsch mit der bauwütigen Finanzbehörde und dem Senat leisten. Denn die von Wankum und Geldmann geführte Firma „Deuteron“ hofft auf den Zuschlag für eines der größten Bauprojekte Hamburgs: die im Volkspark geplante Arena-Mammuthalle. Marco Carini