Kabale und Hiebe

■ Jessica Lange, Liam Neeson und Tim Roth machen in Rob Roy bezahlten Urlaub in den Highlands

Rob Roy ist ein Cocktail aus Scotch und Wermut. Vermutlich ist er nach dem schottischen Volkshelden Robert Roy MacGregor benannt, der im 18. Jahrhundert die Tugenden der kleinen Leute gegen den verderbten Adel hochhielt – ganz wie hierzulande etwa zur gleichen Zeit das Bürgertum im bürgerlichen Trauerspiel. Wacker hält Schindlers Liste Liam Neeson die Tugenden hoch, die in den Highlands was zählen: Ehre, Stolz, der Clan und das rollende R. Auch Jessica Lange ist als Frau ganz tapfer und verschweigt dem Manne die Vergewaltigung durch den adligen Günstling Archibald Cunningham, auf daß dieser nicht noch mehr Unheil über die MacGregors bringe. Ein Traumpaar, trotz der Bartstoppeln und der knolligen Knie von Neeson. Dieser ganze verlogene Schmonzes versinkt dann noch in den üppigen Tableaus der Highlands, über die die Kamera wie ein bekloppter Tourist schlittert. Nebel, Grün, Sippen, Vorzeiten – Regisseur und Produzent Michael Caton-Jones will wohl nahelegen, daß Rob Roy eine dieser ewig gültigen Mythen erzähle, die natürlich noch ganz viel mit unserer modernen Welt voll Adliger und Standesunterschiede zu tun habe.

Daß Caton-Jones seine Figuren nicht als kontingente Charaktere formuliert, sondern diese nur allegorisch für irgendwas stehen, kommt aber den adligen Widerparts zugute. Vor allem Tim Roth baut den überzüchteten Höfling Cunningham inmitten all der knorzigen Schotten zu einer monströsen Gestalt aus und fügt der Kinogeschichte eine rosa funkelnde Figur hinzu. Mit Perücke und rosa Kostüm oszilliert Roth zwischen äußerster Stilisierung und einer rauschhaften Entladung von Gewalt. Und als er dann am Ende von einem dieser schweren Schottenschwerter wie eine Salami aufgeschnitten wird, hat wieder mal Willenskraft über Kunstfertigkeit gesiegt, ganz wie in der Bundesliga. Einen Cunningham auf Eis, bitte!

Volker Marquardt