■ Soundcheck
: Ja, König, Ja

Heute abend: Ja, König, Ja. In einem Zimmer, wie es zwei auf malerische Art poetischen Temperamenten ansteht, rauft sich Jakobus Siebels seine Haare zu einem Parcours für Nachtschwärmergedanken zusammen, während sich Ebba Durstewitz in ihren Mantel hüllt wie in eine Bettdecke, die Erinnerungen auslöst. „Einen guten Teil meiner Texte habe ich in Kneipen geschrieben, die kurz darauf geschlossen haben“, sagt Siebels, Gitarrist und Sänger von Ja, König, Ja. Die Texte sind aber alles andere als prozentig beschwerte, zwischendurch hingeworfene Eingebungen.

„Ich muß mich jetzt vor eine Uhr setzen, die mir sagt: Langsam!“, meditiert Jakobus in einem Stück. Dazu führt Ebba auf dem Cello aus, wie es aussieht, wenn man anfängt, eine eigene Welt kennenzulernen, die man wahrscheinlich schon einige Zeit mit sich herumträgt, aber erst jetzt durch Liederschreiben und -singen in Augenschein nimmt.

Ja, König, Ja machen eine beschwingte Musik, wo hier mal eine freundliche Eucharistie-Ode anklingt, dort jemand die Liebe zu „etwas“ entdeckt oder einer der beiden spielerische Definitionen für gängige Kommunikationsmuster aussingt: „Wir tauschen Sommerregenküsse / gegen Straßeneckenküsse / und grünes Gras / gegen „Erzähl' mir was“ / Wir tauschen uns aus.“

„Bei unseren Gigs im Pudels Club bekamen wir Komplimente von Leuten, von denen wir nie erwartet hätten, daß sie Worte wie ,zauberhaft' überhaupt mal über die Lippen bringen würden“, faßt Durstewitz die Reaktionen auf eine gewagte Konzert-Reihe zusammen. In der Kuriositäten-Spelunke am Hafen hatten sich das Anarcho-Hanswurst-DJ-Team Spackomat und das nur vordergründig fragile Duo zur Kooperation verabredet. Drei Song-Sets in den Pausen der Plattenaufleger verliehen Ja, König, Ja über acht Abende eine funkelnde Besonderheit im Auftreten: Die Fähigkeit, etwas darzustellen, das 90 Prozent der Menschheit als Verschrobenheit zur Kenntnis nehmen würden, erweiterten JKJ zu dem Talent, mildherzlich und grobschöngeistig sowie im ausgesuchten Sound weiser Anfänger Geschichten zu erzählen. Im Juni erscheint die erste Platte von JKJ bei moll.

Kristof Schreuf

Golden Pudel Club, 22 Uhr