Strahlend unter Anklage

■ Anhörung zum UKE-Strahlenskandal: Senator Hajen schießt gegen Gutachter

Eine „gröbliche Verletzung von Gutachterpflichten“, „Irreführung“, „Täuschung“: Der Brief von Wissenschaftssenator Leonhard Hajen (SPD) an den Erlanger Strahlenexperten Prof. Michael Bauer, der gestern im Wissenschaftsausschuß der Bürgerschaft vorgelegt wurde, ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wissenschaftler, AnwältInnen und Politikern waren geladen, um ihre Sicht des UKE-Strahlenskandals zu erklären.

Bauer hatte 1993 dem damaligen Leiter der gynäkologischen Radiologie am UKE, Hans-Joachim Frischbier, eine weiße Weste bescheinigt. Doch eine umfassende Prüfung der Klinik und ihrer Methoden durch das von Bauer geleitete Expertenteam habe es offenbar gar nicht gegeben, bemängelte der Senator im Hinblick auf eine Interview-Äußerung Bauers. Darin habe dieser gesagt, die Behörde habe die Gutachter beauftragt, „daß wir uns ein allgemeines Bild von der Arbeit der Frauenklinik machen“.

„Wir haben uns dort einen Tag umgesehen“, wird Bauer zitiert. „Dies steht im eindeutigen Gegensatz zu den Aussagen Ihres damaligen Gutachtens“, konterte gestern Hajen. Die Gutachter hätten nicht den Auftrag gehabt, sich „umzusehen“, sondern sollten „präzise gestellte Fragen“beantworten. Außerdem wirft der Senator wirft Bauer und seinen damaligen Mitarbeitern vor, sich zum Teil offenbar mit einer „Selbsteinschätzung“Frischbiers und seiner Mitarbeiter „begnügt“zu haben.

Weder Strahlenarzt Prof. Hans-Joachim Frischbier war erschienen noch sein ehemaliger Oberarzt Prof. Jens Bahnsen. Nicht die Wissenschaftler, sondern die Ärzte säßen auf der Anklagebank, empörte sich der CDUler Ulrich Karpen. „Die Anhörung verläuft wie ein Stzrafrechtsverfahren.“Eine Verurteilung gab es bistaz-Redaktionsschluß aber noch nicht. juw