Bio-Gemüse samt Kochrezept

■ Öko-Bauern aus Oldenburg verkaufen „Gemüse-Tüte“aus biologisch-kontolliertem Anbau jetzt auch im Supermarkt

Aus der Region, für die Region - unter diesem Motto haben sich mehrere Öko-Bauern aus der Umgebung von Oldenburg zusammengeschlossen, um ihr Obst und Gemüse aus biologisch-kontrolliertem Anbau zu vertreiben. Als „Naturkost GmbH“bietet die Erzeugergemeinschaft seit Juni die „Gemüse-Tüte“an. Die mit unterschiedlichen Gemüsesorten gefüllte Tüte wird in Oldenburg, Bremen und Nord-West-Niedersachsen in mehreren Reformhäusern und Naturkostläden, aber auch in Sparmärkten, angeboten. Sie wird einmal pro Woche verkauft und hat jede Woche einen anderen, von der Jahreszeit und dem Ernteangebot der Höfe abhängigen Inhalt.

„Es ist ganz einfach“, meint Isabell Müller von der Naturkost GmbH, „man kauft einen Gutschein und holt sich die Tüte dann eine Woche später ab. Da erfährt man auch gleich den Inhalt für die nächste Woche und kann entscheiden, ob man wieder eine Tüte vorbestellt.“Das Gutscheinsystem sei notwendig, um im voraus zu wissen, wie viele Tüten vorbereitet werden müssen, da das Gemüse frisch - meistens einen Tag vor dem Verkauf, wie Isabell Müller betont - geerntet wird. Es gibt die Gemüsetüte in zwei unterschiedlichen Größen; die kleine, circa fünf Kilo schwere Tüte kostet 17,90 Mark und ist mit einem Kilogramm Kartoffeln und fünf oder sechs anderen Produkten gefüllt. In der nächsten Woche sind Salat, Mangold, Möhren, Tomaten und Frühäpfel drin. Die große Tüte zu 24,90 Mark wiegt ungefähr sechs Kilo und enthält zusätzliches Gemüse oder Obst. Dieser Preis erscheint auf den ersten Blick ziemlich hoch. „Das erklärt sich daraus, daß wir unseren Bauern feste Kilopreise zahlen, auch wenn ein Produkt im Augenblick sehr günstig angeboten wird. Anders wäre der aufwendige ökologische Anbau finanziell überhaupt nicht machbar.“Dafür wird den Käufern aber neben den garantiert erntefrischen und ungespritzten Erzeugnissen noch mehr geboten.

„Wenn ich die Tüte plane, koche ich im Kopf“, erzählt Isabell Müller. Ihre Rezeptvorschläge, die jeder Tüte beiliegen, konzipiert sie so, daß die verschiedenen Gemüsesorten möglichst zusammen verwendet werden können. Wenn Blumenkohl, Zwiebeln, Kohlrabi, Kartoffeln und Heidelbeeren auf dem Plan stehen, fällt ihr dazu ein Blumenkohl-Kartoffel-Gratin auf grüner Kohlrabi-Sauce mit Frühkartoffeln ein. Zum Nachtisch gibt's Vanilleeis mit Heidelbeeren. Gurke, Blattsalat, Knoblauch und Petersilie werden mit Hackfleisch zu pikanten Hackbällchen und Gurken-Joghurt-Dip und Salat verarbeitet. Der Beipackzettel in der Gemüsetüe informiert auch über die Herkunft und den Nährwert der unterschiedlichen Gemüse und gibt Tips, wie man sie in der Hausapotheke einsetzen kann. Bei Kopfschmerzen, so erfährt man, hilft ein Umschlag aus rohen Kartoffeln.

Besonders begeistert von der Tüte ist die Besitzerin eines Reformhauses in Bremen-Blumenthal, die namentlich allerdings nicht genannt werden möchte. „Das ist ein tolles Angebot, die Sachen sind immer frisch und so abgestimmt, daß sie gut zueinander passen. Wirklich mal eine neue Idee, Naturkost zeitgemäß anzubieten.“Sehr schön findet sie auch die Rezepttips, nach denen sie auch selbst oft kocht. Sie seien abwechlungsreich und trotzdem einfach zuzubereiten. Die meisten gingen außerdem ziemlich schnell und seien daher ideal für Berufstätige, die ohne allzu großen Aufwand gesund kochen wollen. Auch ihre Kunden seien mit der Tüte zufrieden. Allzu viele Käufer habe sie zwar im Augenblick noch nicht. „Aber diejenigen, die sie einmal ausprobiert haben, bleiben oft dabei.“Sie bestellt immer mindestens eine Tüte mehr, als sie Gutscheine verkauft hat, damit Kunden, die interessiert sind, gleich ein „Probeexemplar“mitnehmen können. Mit allzu vielen Stammkunden rechnet sie jedoch auch längerfristig nicht. Seit etwa einem Jahr fällt ihr auf, daß die Kunden stärker als bisher Preise vergleichen und beim Kauf des teureren Obsts und Gemüses aus kontrolliert-biologischem Anbau zurückhaltender sind. Auch Isabell Müller bedauert, daß der Verkauf der Gemüsetüte in Bremen im Augenblick schleppend läuft. „In Oldenburg ist das ganz anders.“Dort würden auch in den Ferien wöchentlich etwa 150 Tüten verkauft, während es in Bremen bisher erst durchschnittlich sechs sind. Infos unter I.H.