Hausfrauenstriptease vor toleranten Hirschen

■ Im Schanzenpark begannen die 6. Hamburger Zelttheaterwochen klamaukig

Im Sternschanzenpark gibt es gute und böse Ecken. Die bunten Zelte von bajazzo e.V., eingekeilt zwischen Polizeisportplatz und Wasserturm, stehen auf einem der nettesten Plätze, einer Wiese, die traditionell für die Kunst reserviert ist. Doch die Veranstalter der 6. Hamburger Zelttheaterwochen kennen die verfahrene Situation und tun glücklicherweise nicht so, als wäre die Welt im Park in Ordnung. Während sich am Bahnhof wie üblich Dealer und Kundschaft die Füße vertraten, eröffnete am Freitag das Festival mit einem flapsigen Fanal gegen Rassismus und Folklorismus.

Trude träumt von Afrika – das sind fünf Frauen, fünf geschmacklose Hausfrauen-Ausgehkostüme, acht Trommeln und ein zelt- und fast abendfüllendes Programm. Die Kaffeetanten im Percussionrausch haben eigentlich keine Mätzchen nötig. Wer die Augen geschlossen hätte, wäre schnell der Illusion verfallen, „irgendwo im Busch“dem Rhythmus von Djambé-Trommeln und westafrikanischen Chorgesängen zu lauschen. Genau das sollte aber nicht sein. Agathe und ihre Freundinnen setzen auf das Kontrastprogramm und brachten das Publikum lieber mit kleinen Wischmop-Tänzchen und Putzkittel-Striptease zum Augen- naja, -aufreißen nicht gerade, aber -offenhalten immerhin. Die Showeinlagen fielen im Vergleich zur Professionalität der Musik deutlich ab, aber der Zweck war erfüllt: auf den Rest des Festivals neugierig zu machen.

Bis zum 31. August ist in den Zelten täglich Kunstbetrieb angesagt. 51 Veranstaltungen stehen auf dem Plan, von allem und für jeden scheint etwas dabei zu sein. Tagsüber lockt das Hamburger Kinder-theaterfestival Publikum ab vier Jahren. Das Abend- und Nachtprogramm hat sich einer Mischung aus Theater, Tanz, Musik, Performance und Literatur verschrieben. Das unvermeidliche Standbein befindet sich im Kabarett- und Comedybereich.

Von der Kulturbehörde gab es keine müde Mark, weshalb die Künstler in diesem Jahr auf eigenes finanzielles Risiko auftreten. Das ist beim Nebeneinander von Größen wie Monty Arnold und den vielen unbekannten Gruppen relativ fies, war aber nicht anders zu meistern. Das finanzielle Restloch wird am 30. August durch die Abschluß-Revue gestopft, auf der die Höhepunkte des Festivals noch einmal präsentiert werden – für ein tolerantes Miteinander von Hirschen, Hausfrauen und allen anderen im Schanzenpark.

Barbora Paluskova

bis 31. August. Infos unter 45 14 41