War es die Ehefrau?

■ Neu: Trio-Kriminale löst Tatort-Fälle in Bremen / Dreharbeiten ab nächsten Montag

000 ist die Dienstausweisnummer von Inga Lürsen, alias Sabine Postel. „Das muß ich ja wohl nicht (vor der Kamera) sagen, das ist ja peinlich!“kommentierte die zierliche Schauspielerin gestern die Zahlenkombination ihres Ausweises, der ihr medienwirksam von Bremens Polizeipräsident Rolf Lüken im Polizeipräsidium überreicht wurde. Fünfzehn Fotokameras rempelten nach vorn, um auch jedes Detail abzuschießen, als ob ein Staatsvertrag unterzeichnet würde. Zusätzlich bekam Sabine Postel zwei Polizeimaskottchen in die Hand gedrückt, die sehr an mutierte Hamster erinnerten. Ganz Profi gab sie Lüken alles erst noch einmal zurück, um erneut in die Blitzlichter zu lächeln.

Rufus Beck und Alexander Strobele amüsierten sich still darüber. Den Zuschauern ist Rufus Beck, alias Kommissar Stefan Stoll, unter anderem durch die Filme „Kleine Haie“und „Der bewegte Mann“ein Begriff. Alexander Strobele, im Bremer Tatort der Polizeipsychologe Kai Helmhold, spielte in „Schindlers Liste“, zuletzt war er in der RTL-Serie „Stadtklinik“zu sehen. Sabine Thiesler, Mitinhaberin des Berliner Hansa Theaters, hat das Buch geschrieben. Petra Haffter, bekannt wurde sie durch Regie und Buch bei den Filmen „Crashkids“und „Der König von Dulsberg“. Für die Regisseurin ist das der zweite Film in Bremen. „Mein allererster Film, ,Alles hat seinen Preis' von 1977, war ein Semidokumentarfilm über Prostitution als Gelderwerb im Ostertorviertel“, erinnerte sie sich gestern. Danach habe sie sich für den Krimi als Genre entschieden. „Ich liebe Filme, in denen etwas passiert. Da wird mein Spieltrieb befriedigt!“Das Buch zu diesem Tatort habe sie „angebissen“. Die Geschichte spiele ausnahmsweise mal nicht im Russenmafia-Milieu und auch nicht auf dem Kiez. Neu für die Tatort-Reihe sei, daß es im Bremer Tatort eine Hauptkommissarin und zwei Mitarbeiter gäbe. Zudem sei der Polizeipsychologe als fester Handlungsträger noch nicht auf dem Bildschirm zu sehen gewesen. Worum es in diesem Tatort geht, ist schnell erzählt: Ehefrau hat Geliebten, der Ehemann wird tot in der hauseigenen Sauna gefunden. Da er Blutergüsse am Oberkörper hat, hat wahrscheinlich jemand beim Tod nachgeholfen. Geliebter und Ehefrau entlasten sich gegenseitig und haben ein Alibi. Keine Spuren, kein Motiv, aber es gibt einen achtjähriger Sohn, der vielleicht etwas weiß und plötzlich verschwindet. Hauptkommissarin, Kommissar und Psychologe ermitteln.

Nach 25 Jahren produziert Radio Bremen wieder einen Tatort für die ARD. Dr. Jutta Boehe, die betreuende Redakteurin bei Radio Bremen, versichert, man habe gewiß nicht so lange gewartet, weil kein Geld da gewesen sei. Durch insgesamt mehr Tatort-Sendungen bestünde jetzt eher die Möglichkeit, Bremer KommissarInnen beim Publikum zu etablieren. Vorher hätte Radio Bremen nur alle drei bis vier Jahre einen Tatort produzieren können. Das habe man bewußt nicht gewollt. Aber ab dem nächsten Jahr werde es bei der ARD dann jährlich einen Bremer Tatort geben.

Die Dreharbeiten werden voraussichtlich bis Ende September dauern. Im November, nach dreiwöchiger Drehpause, beginnt man gleich mit der nächsten Folge.

Finanziert wird die Produktion durch Gebühreneinnahmen und einen Finanzausgleich der ARD. Mit 1,8 bis 2,1 Millionen Mark schlägt der Film bei Radio Bremen zu Buche. Etwa vierzig Leute werden vor und hinter der Kamera am Set arbeiten.

Am nächsten Montag gehen die Dreharbeiten in Sottrum am Bahnhof los, auch die Schichau-Seebeck Werft in Bremerhaven dient am gleichen Tag noch als Kulisse. „Die Drehorte in Bremen werden sich Einheimischen erschließen, aber einen Sightseeing Film machen wir nicht.“sagte die Redakteurin entschieden. Die Innenaufnahmen im Polizeipräsidium werden an einem Wochenende im Büro der Pressestelle gedreht. So drängelten sich dort gestern die Fotografen um das tapfer gegen die Hitze anlächelnde „Trio Kriminale“. Zwischen ordentlichen blauen, grünen und gelben Aktenordnern bemühten sich die Schauspieler, den Kommandos der Fotografen zu gehorchen. „Bitte mal nach links. Bitte mal nach rechts. Und jetzt mal in die Mitte schauen.“

Und ein blonder Mann forderte mit einem harschen Befehlston: „So. Und jetzt noch mal alle nach draußen“. Nach fast zwei Stunden kamerafreundlich die Zähne zeigen meinte Alexander Strobele draußen kopfschüttelnd: „Ich habe noch nie so eine Pressekonferenz erlebt. Für so etwas schon gar nicht.“ kk