Mir trudelt wieder

■ Zentralcomputer nach erfolgreichem Andockmanöver erneut ausgestiegen

Koroljow (rtr) – Der russische Raumtransporter Progress hat gestern erfolgreich an der Mir angedockt, dabei aber neue Probleme ausgelöst. Ein Fehler im Zentralcomputer brachte die Orbitalstation nach Angaben der Flugkontrolle zum zweiten Mal innerhalb von knapp zwei Monaten ins Trudeln. Durch eine Panne beim Anlegemanöver der Progress wurde außerdem die Energieversorgung überstrapaziert.

Die Mir drehe sich im Weltraum und werde voraussichtlich erst am Dienstag morgen wieder voll unter Kontrolle sein, sagte Flugdirektor Wladimir Solowjow. Alle Systeme mit Ausnahme lebenswichtiger Anlagen seien abgeschaltet. Die Energieversorgung wurde durch das von einer Panne begleitete Anlegemanöver zusätzlich belastet. Wenige Minuten vor dem Andocken fiel der Autopilot der Progress aus. Der erfahrene Mir-Kommandant Anatoli Solowjow legte den Transporter deshalb per Handsteuerung an.

Solowjow und seine beiden Kollegen können nun erst später als geplant mit der Reparatur des Forschungsmoduls Spektr beginnen, das für die volle Energieversorgung an Bord unabdingbar ist. Es war bei einem Zusammenstoß der Progress mit der Mir bei einem Andockmanöver am 25. Juni schwer beschädigt worden. Seither steht die Station am Rande des Kollapses. Nach dem Unfall im Juni war die Mir erstmals ins Trudeln geraten.

Der US-Astronaut David Wolf, der seinen Kollegen Michael Foale im September an Bord der Mir ablösen soll, übte am Boden einige der Reparaturarbeiten mit. Ihm zerriß dabei ein Handschuh – ein Zwischenfall, der im All das Leben eines Kosmonauten bedrohen könnte. Wolf sagte, die Arbeiten seien machbar. Die Besatzung müsse aber ihr ganzes Können dazu einsetzen. Er zeigte sich vor seinem anstehenden Flug zur Mir nicht beunruhigt. „Ich mag es, in kritischen Situationen zu arbeiten“, sagte er im Raumfahrtzentrum bei Moskau.