Kommentar
: Zu den Waffen

■ Wie das Wahlvolk mit messerscharfen Initiativen beherzt verarscht wird

Der Wille zum Handeln ist wohl da, allein es fehlt der Sinn. Mit einem gut geschliffenen Fleisch- oder Fahrtenmesser abgestochen zu werden, dürfte genauso unangenehm sein wie der Tod durch ein „Spring- oder Fallmesser“. Auch den Schlag mit dem Baseballschläger kann man sich kaum angenehmer vorstellen als den durch einen speziell dafür vorgesehenen Schlagstock.

Ein Verbot dieser „gefährlichen“Waffen als Instrument zur Gewaltbekämpfung heimelt so wirkungsvoll an wie die Illegalisierung von Heroin zur Abwendung der Sucht. Konsequenterweise sollten Glasflaschen – die abgeschlagen auch gehörig weh tun –, Scheren, Kartoffelschäler, Brieföffner und die populäre Würgwaffe Nylonstrumpf doch gleich mit verboten werden. Dann käme niemand in Versuchung. Besser noch: Die Aggression als solche einfach verbieten.

Anders als bei Schußwaffen ist bei jeder anderen Waffe die Hemmschwelle ungleich größer. Nur wer die bereit ist zu überwinden, stößt mit dem Messer zu, ganz gleich, ob es ein legales oder illegales ist. Sind die einen verboten, greift ein gewaltbereiter Täter halt zum anderen.

Doch die Initiative ist nicht nur so überflüssig wie jede andere wahlkämpferische Geschwätzigkeit. Sie erzeugt darüber hinaus lediglich den Eindruck beherzten Handelns. Denn wer sich nicht einmal bei den anderen Bundesländern Verbündete sucht und die Novellierung des Waffengesetzes dabei außen vor läßt, muß sich den Vorwurf gefallen lassen, messerscharf am Ziel vorbeigeschossen zu haben. Silke Mertins