: Plötzlicher Boom
Euro-Debatte beflügelt den Hafenumschlag. Der starke Dollar sorgt für Containerboom ■ Von Florian Marten
Von den 140.000 Arbeitsplätzen, die laut Hamburger Wirtschaftsbehörde am Hafen hängen, ist zwar immer weniger zu sehen, mit dem Umschlag geht es jedoch steil bergauf. Sorgten schon die ersten Monate des Jahres für Vergnügen, so zaubert das zweite Quartal ein offenes Grinsen auf das Gesicht von Hans Ludwig Beth, dem Chef der HHVW (Hamburg Hafen Verkaufsförderung und Werbung). Der Hafenumschlag wuchs um satte 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Grund ist aber mitnichten ein Anspringen der deutschen Konjunktur: „Wir spüren da noch nicht den Drive eines boomenden Inlandsmarktes“, so Beth. Der plötzliche Boom ist vor allem dem Dollarsprung von 1,50 auf 1,85 DM zu verdanken. Die durch die nervenaufreibende Euro-Debatte beflügelte Dollar- und Anti-DM-Spekulation hat den Wert der deutschen Ausfuhren so gesteigert, daß die Exporteure auf dem Weltmarkt plötzlich wieder an Marktanteilen zulegen.
Besonders kräftig schwoll der Warenstrom aus Skandinavien und dem Baltikum an. Der Export nach den USA, nach Lateinamerika, nach Fernost und sogar nach Europa legte ganz erheblich zu. Und ein Ende des Boooms ist nicht in Sicht. Beth rechnet „ganz fest“mit einem Rekordergebnis für den Hafenumschlag 1997 von 76 bis 77 Mio Tonnen – 1989 waren es gerade mal 58 Mio Tonnen.
Besonders stolz ist man auf die Erfolge im Containergeschäft: Innerhalb der vom Hafen Rotterdam beherrschten sogenannten „Nordrange“(Nordseehäfen) hat Hamburg seinen Marktanteil auf 26 Prozent aller Container steigern können.
Mehr Arbeitsplätze sind damit jedoch nicht verbunden. Im Gegenteil: Der Anteil des Handels- und Verkehrssektors am Hamburger Wirtschaftsaufkommen ist seit Jahren rückläufig. Rationalisierung, Schwarzarbeit und Lohnsenkung – vor allem durch Ausgründung von Tochtergesellschaften der Hafenunternehmen, die anschließend mit Dumping-Tarifen arbeiten – gehören zum Hafenalltag. Selbst die Hafenunternehmen sind laut Beth nicht so ganz glücklich: „Es gibt Wettbewerb um jede Tonne. Viele Unternehmen können den Preisdruck nicht durch Produktivitätssteigerungen ausgleichen.“
Hafenkooperationen, wie sie die Grünen als Antwort auf die selbstmörderische Hafenkonkurrenz immer wieder empfehlen, wird es nicht geben: „Absprachen mit Bremen über Ladungsteilung und Fahrtgebiete sind undenkbar.“
Nur eine einzige Gemeinsamkeit gibt es mit dem Konkurrenzhafen Bremen: Hamburg und Bremen fordern, bislang vergeblich, gleiche Subventionsbedingungen mit dem übermächtigen Rotterdamer Hafen.
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