Ein Kartell löst sich auf

■ Heftige Kontroversen nach Kompromiß zur Hochschulreform

Berlin (taz) – Die geplanten Änderungen des Hochschulrahmengesetzes (HRG) sind heftig umstritten. Kontrovers diskutiert wird vor allem die Einführung von Eignungsprüfungen, die Abschaffung der einheitlichen Gremienregelung und die leistungsorientierte Hochschulfinanzierung. „Das Universitäts-Kartell wird in unterschiedlich leistungsfähige Einheiten aufgelöst“, freut sich Wolfgang Herrmann. Der Präsident der TU München begrüßt die künftige Konkurrenz der Hochschulen. Einige Universitäten könnten dabei zwar untergehen, doch „die werden es dann verdient haben.“

„Ein bis zwei Milliarden Mark zusätzliche Mittel“ für die Universitäten erhofft sich Klaus Landfried, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Die Reform schaffe zudem die Möglichkeit für jede Uni „im Wettbewerb kreativ und flexibel die besten Lösungen für ihre Struktur zu finden.“ Davor graut dem Hochschulverband, der 16.000 Professoren in Deutschland vertritt. „Die Einheit der deutschen Universität wird zerschlagen“, warnt Präsident Hartmut Schiedermair. Er befürchtet, daß uneinheitliche Standards in Lehre und Forschung schon bald den Wechsel zu einer Uni in einem anderen Bundesland erschweren. Der Wegfall der bundesweiten Regelungen werde die Mitbestimmungsmöglichkeiten verschlechtern, prophezeit Michaela Fisch vom Allgemeinen StudentInnen Ausschuß Hannover: „Die Hochschulleitung trifft die Entscheidungen. Die Gremien sind nur noch ein Kasperletheater.“

Anke Brunn, Bildungsministerin in NRW, hält den Kompromiß von Bund und Ländern für tragfähig. „Die SPD mußte einige Kröten schlucken“, merkt sie jedoch an. Ein Verbot von Studiengebühren möchte Brunn über den Bundestag noch ins HRG bringen.

„Wesentliche Teile der Neuerungen werden in Sachsen längst praktiziert“, erklärt Hartmut Häckel, Sprecher im Dresdner Wissenschaftsministerium. Die Auswahl von Studenten durch Eignungsprüfungen und Gespräche müsse weiter ausgebaut werden. Hier reiche ein Anteil von 20 Prozent bei Numerus-clausus-Fächern nicht aus. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie warnt jedoch vor einer Auswahl allein durch Gespräche. Die Verläßlichkeit sei gering, die zusätzliche Belastung der Professoren hingegen enorm. r.a./mf