"Liebe taz..." Sauerstoffnot der Ems hat viele Gründe - betr.: "Baggerei schnürt Ems die Luft ab", taz vom 11.8.1997

Betr.: „Baggerei schnürt Ems die Luft ab“, vom 11.8.97

Die Atemnot der Ems hat verschiedene Ursachen; nicht nur die ständige Baggerei führt dazu, daß der Sauerstoffgehalt unter die ökologisch tolerierbare Grenze gesunken ist. Mitentscheidend ist der großflächige Verlust von Flachwasserzonen in der Unter-Ems: Über 40 Prozent der sonnendurchfluteten Flachwasserbereiche, in denen Algen besonders viel Sauerstoff produzieren können, sind in den letzten 70 Jahren durch menschliche Eingriffe verloren gegangen. Aber nicht durch Eindeichungen, wie in dem Artikel falsch dargestellt wird, das hat der Bund so nie behauptet, sondern durch die künstliche Vertiefung der Ems. Dadurch hat sich der Tiedehub, die Differenz zwischen Ebbe und Flut, von 1,35 Meter bei Papenburg erhöht. Dies ist vor allem auf die starke Absenkung der Wasserstände bei Ebbe zurückzuführen. Die früheren Flachwasserzonen werden also nicht mehr vom Emsniedrigwasser erreicht und fallen zeitweise trocken. Das bedeutet das Aus für den ökologisch sensiblen Bereich, der zugleich Kinderstube für die Fischvorkommen ist.

Kein Wunder also, daß der Ems die Luft ausgeht, wenn ihre Lungen so massiv geschwächt werden. Man darf gespannt sein, wie der Fluß reagiert, wenn das Fließgewässer demnächst mit dem geplanten Emssperrwerk zeitweise zum Stausee wird. An die künstliche Mischung von Salz- und Süßwasser durch Pumpen sind die sauerstoffproduzierenden Algen in der Ems nicht angepaßt, und der Nachschub mit dem lebensnotwendigen Gas ist dann noch stärker gefährdet. Robert Exner, Pressesprecher BUND, Niedersachsen