STN-Beschäftigte bangen um Jobs

■ IG Metall fürchtet Verluste von weiteren 200 Stellen im Bremer Werk / Bereich Schiffselektronik soll angeblich nach Hamburg

Die IG Metall rechnet mit zusätzlichen Arbeitsplatz-Verlusten bei STN Atlas Elektronik. Neben den „mehreren hundert“Jobs, die nach Angaben der Gewerkschafterin Inge Lies-Bohlmann in Ressorts wie Personal oder Verwaltung wegfallen sollen, hegt sie nun weitere Befürchtungen für das Geschäftsfeld Schiffselektronik.

„Es gibt Indizien dafür, daß der Standort Bremen mit dem Werk in Hamburg verschmolzen werden soll“, so Lies-Bohlmann. „Zudem wäre dies eine logische Folge aus der Konzentrations-Strategie des neuen STN-Chefs Gerhard Krischer.“In Hamburg arbeiten derzeit etwa 700 Angestellte und in Bremen 200 Personen in der Schiffselektronik. Bei einer Fusion sieht Lies-Bohlmann etwa 100 weitere Arbeitsplätze von Rationalisierung bedroht. Zudem würden in Bremen natürlich 200 Stellen wegfallen.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von STN, Erik Merks, wollte diese Befürchtungen nicht kommentieren. „Das sind zur Zeit noch Spekulationen. Ich rechne aber mit einigen Änderungen im Betrieb, wenn Herr Krischer am 28. August seine neue Konzernstrategie vorlegt.“Auch beim STN-Mutterkonzern Rheinmetall wollte man sich zu den Befürchtungen nicht weiter äußern. „Ich möchte Herrn Krischer nicht vorgreifen. Darum werden wir zu diesen Befürchtungen vorerst nichts sagen“, so Sprecherin Heidelore Bühler.

Diskussionen über die Zusammenlegung der Schiffselektronik-Bereiche gibt es jedoch schon länger, da es Überschneidungen bei der Produktion gibt, sagt Gewerkschafterin Lies-Bohlmann. Zu kritisieren sei aber der vollständige Personalabbau in Bremen.

Doch der macht nach Informationen aus dem Betrieb Sinn. Zunächst wäre eine Zusammenlegung aus rein betriebstechnischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten für das Unternehmen vorteilhaft. Zusätzlich könnte der Bereich Schiffselektronik aus der Gesellschaft ausgegliedert und unter dem Dach einer Rostocker STN-Tochter, die sich ebenfalls mit Schiffselektronik beschäftigt, zusammengefaßt werden. Das könnte sich zum einen negativ auf die Tarife der Angestellten auswirken und zum anderen die vergrößerte STN-Tochter in die Lage versetzen, mehr Subventionen etwa aus der EU zu erhalten. Ein Indiz für diese Befürchtungen sind die Tätigkeiten des Direktors der STN-Schiffselektronik, Heinz Baier. Der sitzt offenbar mit im Rostocker Boot.

Unterdessen reagiert der Betriebsrat von STN auf die restriktive Personalpolitik von STN-Chef Krischer zunehmend forscher. So heißt es in einer Hausmitteilung der Vertrauensleute: „Wir sagen, laßt euch nicht unter Druck setzen! Zur Zeit gibt es keine betriebsbedingten Kündigungen, und wer nicht gehen will, der muß auch nicht gehen.“In einer weiteren Mitteilung erteilen die Vertrauensleute unter der Überschrift „Achtung!!!“Verhaltensregeln für „sogenannte Personalgespräche“. Dort heißt es unter anderem, daß die Arbeitnehmer nur in Begleitung des Betriebsrates zu solchen Gesprächen gehen sollen. Weiterhin rät der Betriebsrat dringend allen Beschäftigten, sich rechtlich abzusichern. „Der Betriebsrat kann Ihnen Anwaltsadressen vermitteln“, heißt es in einem Aushang. Jens Tittmann