Guten Spielern gibt man ein Küßchen

■ Deutsche Hockey-Männer gewinnen Hamburger Vierländerturnier. Christian Blunck überzeugte

Da war sie wieder, die allseits beliebte familiäre Atmosphäre: Küßchen für die Spieler und „Glückwünsche“an die Torschützen. Man kennt sich beim Hockey. Auf der Tribüne herrschte die Wie-geht's-Bussi-Bussi-Atmosphäre vor, worunter leider die Stimmung beim Männer-Vierländerturnier am vergangenen Wochenende litt. Sogar Christian Büdi Blunck vom Harvestehuder THC klagte: „Es war sehr leise. Ich mußte auf dem Spielfeld gar nicht brüllen.“Statt Anfeuerung also Gartenfeststimmung beim „Treffen der Besten“auf der Anlage des Uhlenhorster HC in Wellingsbüttel.

Das mag auch daran gelegen haben, daß die deutsche Mannschaft trotz des Turniersiegs nicht immer prickelnd spielte – und daß die Angehörigen der indischen Hockey-Kolonie in Hamburg nicht so zahlreich erschienen waren wie erwartet. Die Fans verpaßten nichts: Ihr dreimal bezwungenes Team spielte äußerst schwach und sehr defensiv.

„Wir haben mehrere junge Spieler im Team, die noch keine internationale Erfahrung haben“, entschuldigte der seit Anfang dieses Jahres amtierende indische Coach Pargat Singh die enttäuschende Leistung. „Wir lernen viel auf diesem Turnier“, meinte der Trainer des Rekord-Olympiasiegers.

Auch Ashok Kuma blieb trotz der indischen Niederlagenserie gelassen. „Ganz Indien ist hockeyverrückt“, weiß der Möbelimporteur aus Norderstedt. Und bis zur Weltmeisterschaft im Mai nächsten Jahres sei noch viel Zeit, hat er den ersten WM-Titel seit 1990 noch nicht abgeschrieben. Für ihn war das Wochenende auch ohne indischen Sieg und mit nur einem Tor seiner Mannschaft ein Erfolg: jede Menge Autogramme und Erinnerungsfotos für den Hockey-Fan, der schon seit über elf Jahren in Deutschland lebt.

Sehr beliebt bei den Autogrammjägern war auch Lokalmatador Christian Blunck. Zwei Treffer hatte der Kapitän zum gestrigen 3:2 gegen die Niederlande beigesteuert. „Wir haben uns kontinuierlich gesteigert“, freute sich Blunck. Bundestrainer Paul Lissek war mit dem letzten Turnierspiel ebenfalls zufrieden: „Eine hervorragende Leistung, die mich für die Zukunft froh stimmt.“Kritische Worte gab es dagegen für die alte Garde. Allein Blunck konnte dank lautstarker Anweisungen und kämpferischem Einsatz überzeugen.

Sein Harvestehuder Mannschaftskamerad Kai Hollensteiner muß sich hingegen noch steigern. Der Libero durfte gestern zu seinem 50. Länderspiel zwar mittun, war jedoch von Lissek nach dem Spiel gegen Indien scharf gerügt worden. „Er war einfach schlecht. Ich muß mir Alternativen überlegen.“Da blieb das Küßchen ausnahmsweise aus.

Sascha Engling/Thomas Horky