„Dixie lacht sich tot“

■ Auch Wolfgang Sidka konnte die Werder-Profis bei seinem Debüt in Bielefeld nicht zu größeren Erfolgen am Ball animieren Aus Bielefeld berichtet Jörg Winterfeldt

Wolfgang Sidka hat sich Zeit gelassen bei seiner Rückkehr auf die Alm. Alle spielten sich schon warm, die Fotografen lauerten nervös, als Sidka kurz nach drei Uhr am Samstag als letzter den Rasen betrat, um sein Debüt als Cheftrainer eines Bundesligisten zu geben. All das, nachdem Werder seinen Vorgesetzten Hans-Jürgen Dörner am Dienstag abend entlassen hatte. Aus Bielefeld war Sidka seinerseits drei Jahre zuvor nach nur vier Spieltagen und einem Gegentor davongejagt worden, weil er im Bemühen um Autorität weniger auf das Trainingspensum als darauf achtgegeben haben soll, daß Thomas von Heesen, Fritz Walter und Co. beim Arbeitseinsatz die Trikots akkurat in die Hosen steckten.

Die Vornamen seiner Kicker brachte er in den 55 Tagen seiner Amtszeit bisweilen durcheinander, und weil er auch sonst keinen bleibenden Eindruck hinterließ und sein Ensemble mit Nachfolger Ernst Middendorp direkt in die Bundesliga durchmarschierte, durfte Sidka sich am Samstag einige Häme anhören. „Dörner auf den Thron“haben sie ihm zugerufen, und später, als sein Team sich beim 0:3 jeder Gegenwehr als untauglich erwies, war das Alm-Rund gar vom Amüsement des Vorgängers überzeugt: „Dixie lacht sich tot.“

In der Tat verkam die Weser-Truppe nicht einmal eine Woche nach der Schießbuden-Erfahrung von Teneriffa auch in der Liga zur Lachnummer. Wären die Bielefelder mit ihren Chancen nicht so verschwenderisch umgegangen, dann hätte sich Werders Debakel auch mühelos in einem Rekordergebnis ausdrücken lassen. Der Europameister Eilts, der sich erst vor nicht allzu langer Zeit angesichts seiner Artikulationsdefizite der Spielführerverantwortlichkeit entzogen hatte, war anschließend jedenfalls „relativ fassungslos“. Der Aushilfs-Europameister Jens Todt seufzte konsterniert etwas von „dumm gelaufen – muß man echt sagen“.

Zumindest die Erwartungshaltung an die kommissarische Notlösung Sidka war von Vereinsseite von vornherein begrenzt. „Da kann einer in drei Tagen nicht alles umkrempeln“, schwante es Manager Willi Lemke, „was vorher Wochen und Monate schief gelaufen ist.“Sidka allerdings – in wilder Entschlossenheit, die Gunst der Stunde zu nutzen – um eine vielversprechendere Trainerkarriere als bisher zu starten, hatte sich redlich bemüht. Um Nutznießer der großen Krise zu werden, verriet er zur Halbzeit seinen untergebenen Kickern sogar „einen Trick: Man darf nicht aufgeben.“Und eine Weisheit: „Das Spiel dauert 90 Minuten.“Dann verfolgte er ganz einsam von außen, wie mit den bahnbrechenden Maßgaben „alles versucht wurde, die Wende herbei zu führen“. Allein – die Bemühung war nicht auszumachen. Genauer: Der Übungsleiter beobachtete, „daß unser Spiel in der Vorwärtsbewegung krankt. Wir verlieren im Spielaufbau zu leicht die Bälle.“Doch sind derzeit gleich alle Bewegungen infiziert: Vorne gelingt nichts, hinten mißlingt vieles.

Sidka selbst dürfte der grausame Post-Dörner-Kick die Hoffnung auf die dauerhafte Beförderung gekostet haben. Der Vorstand jedenfalls verhandelt eifrig mit Wunschtrainern. Nuanciert mußte sich der Debütant daher auch auf der Pressekonferenz an seiner einstigen Mini-Intermezzo-Wirkungsstätte empfangen lassen. „Wir begüßen unsere Gäste aus Bremen“, sagte da Arminia Bielefelds Verwaltungsratsmitglied Albert Lämmchen, der im sonstigen Vereinsleben den großen Manager Rüdiger Lamm zu kontrollieren hat, „und ihren heutigen Trainer Wolfgang Sidka.“Der beantwortete in der Folge standhaft auch die unangenehmen Fragen, um sich schließlich mit seinem Hang zu großen Wahrheiten auf die bitterste zurückzuziehen: „Wir waren vorher Tabellenletzter, und daran wird sich nicht viel geändert haben.“Dann verließ er die Versammlung eilig – obwohl er doch der bestgekleidete Anwesende war.

(vgl. auch Spielbericht S. 15)